Il numero uno di Zurich vede il settore assicurativo di fronte a enormi sfide. Mario Greco intervistato da Handelsblatt parla di digitalizzazione, acquisizioni e globalizzazione.

Chef Mario Greco sieht die Versicherungsbranche vor einem gewaltigen Veränderungsprozess. Durch die zunehmende Digitalisierung unterliegen auch die Wünsche der Kunden einem drastischen Wandel.
Wer als Versicherer dem nicht folge, werde bald schon um seine Existenz kämpfen müssen, prophezeit er. Verlierer werde der sein, der das Geschäftsmodell der Vergangenheit konserviere.
Ein Teil der Schuld liege bei den Versicherern selbst. Sie hätten nie wirkliche Nähe zu ihren Kunden aufgebaut, räumt Greco selbstkritisch ein. Viel zu lange hätten lediglich Vertreter und Makler den direkten Kontakt nach außen gehalten.
Die neuen Tech-Riesen wie Amazon machten das besser, die Gefahr einer Übernahme durch einen großen Technologiekonzern sieht der Zurich-Chef dennoch nicht.

Für die Versicherungsbranche erwartet er in den kommenden zehn Jahren weit größere Veränderungen als im vergangenen Jahrzehnt. Nicht alle großen Versicherer würden überleben, glaubt er.
Eine große Akquisition, um weiter zu den Großen der Branche zu gehören, schließt Greco allerdings aus. Zuletzt hatte es Gerüchte um eine Fusion mit Generali aus Italien gegeben. Lediglich in lokalen Märkten könne er sich Zukäufe vorstellen.
Lesen Sie hier das ganze Interview:

Herr Greco, haben Sie daheim einen sprachgesteuerten digitalen Assistenten wie Alexa?
Nein, persönlich habe ich das nicht. Aber Farmers, eine genossenschaftlich organisierte Versicherung, nutzt Alexa durchaus in Amerika für den Kundenservice. Wir investieren stark in Virtual Reality Tools für Schadensregulierer und Risikomanager, insbesondere im Bereich Großkunden. Mit Virtual Reality sind wir in der Lage, Risiken und Verbesserungspotenziale zu erkennen.

Alexa arbeitet mit Künstlicher Intelligenz. Wie sehr wird diese Form der Digitalisierung die Versicherungsbranche verändern?
Sie verändert alles. Schon jetzt nutzen wir Künstliche Intelligenz intensiv. Neue Technologien sind auch bei Stürmen und anderen Katastrophen sehr hilfreich. Denn heute können wir mit solchen Tools Kunden vor solchen Ereignissen warnen oder währenddessen mit ihnen Kontakt aufnehmen.

Der Umbruch hat für die Branche aber nicht nur Vorteile. Axa-Boss Thomas Buberl sieht in den großen Internetkonzernen wie Google eine neue Konkurrenz. Hat er recht?
Ja, die Branche ist dabei, sich massiv zu ändern. Es sind nicht nur neue Wettbewerber, auch die Wünsche der Kunden und deren Handlungsmöglichkeiten unterliegen einem drastischen Wandel. Es ist der perfekte Sturm, der da auf uns zukommt. Wer sich als Versicherer jetzt nicht deutlich wandelt, wird bald schon um seine Existenz kämpfen müssen.

Denn es wird zwar Gewinner geben – aber auch Verlierer. Nur Versicherer, die sich wie McDonald’s oder BMW in ihren Branchen dem Wandel konsequent stellen, haben eine Chance. Verlierer werden die sein, die sich der raschen Veränderung verweigern. Und die sich darauf konzentrieren, das Geschäft aus der Vergangenheit zu bewahren.

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing warnt, dass Banken zu austauschbaren Anbietern von Finanzprodukten zu werden drohen, die auf großen Plattformen verkauft werden. Droht dieses Schicksal auch den Versicherern?
Die Aussage trifft sicher auf Banken zu. Aber Versicherer sind anders aufgestellt, weil ihre Kundenverträge oft über viele Jahre laufen und auf Dienstleistungen beruhen. Versicherungsunternehmen haben heute eher das Problem, dass sie nie richtig einen direkten Draht zu den Kunden gefunden haben.

Jeder Kunde ist heute bereit, Leistungen direkt über seine angeschlossenen Geräte zu erhalten. Das macht die Internetriesen zu potenziellen Wettbewerbern, denn niemand weiß über digitale Kunden mehr als sie.
Halten Sie Übernahmen von Versicherern durch große Tech-Konzerne für möglich?
Das halte ich für eher unwahrscheinlich. Denn die Tech-Konzerne würden davon kaum profitieren. Sie wollen schließlich nur unsere Kunden. Aber sie sind, soweit ich das einschätzen kann, nicht wirklich am Versicherungsgeschäft interessiert, das sich auch weniger gut weltweit skalieren lässt als beispielsweise der Verkauf von Lebensmitteln oder eine Suchmaske.

Sie sprechen von einem „perfekten Sturm“. Werden alle großen Versicherer in Europa diesen überleben?
Ein klares Nein. Bislang war die Branche sehr stabil. Wenn wir beispielsweise die Liste der weltweit zehn größten Versicherungsunternehmen nach Marktkapitalisierung betrachten, haben sich hier in den letzten zehn Jahren nur wenig Veränderungen ergeben. Doch die Branche wird sich in den nächsten zehn Jahren stärker verändern.
Ich bin sicher, dass die Liste der größten Versicherer dann ganz anders aussehen wird. Einige Namen werden verschwinden, andere deutlich größer werden.

Ganz oben steht schon jetzt der chinesische Versicherer Ping An, der gerade beim deutschen Fintech Finleap eingestiegen ist. Ist das der Vorbote für die Veränderung, die wir in Europa erwarten müssen?
Ping An ist ein erfolgreiches Unternehmen. Sie sind beim Thema innovative Leistungen weit vorn. Vor diesem Hintergrund schauen wir sie uns sehr genau an. Aber sie haben ihre Expertise vor allem in China, wo vieles in unserem Sektor doch anders ist als hier. Sie verfügen allerdings über eine sehr hohe Ausstattung an Kapital und Technologie – sie könnten also ein Treiber der Disruption werden.

Die Zahl großer Deals in der Branche hat im ersten Halbjahr einen Rekordwert erreicht. Warum gibt es diese Übernahmewelle?
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen liegt es an den nach wie vor extrem niedrigen Marktzinsen, die viele dazu anstacheln, sich nach Akquisitionsmöglichkeiten umzusehen. Außerdem ist es das Streben nach Größe und Skaleneffekten.
Viele Zukäufe sind am Ende aber wenig erfolgreich und führen zu Ineffizienzen und langen Integrationsprozessen. Bei Zurich ziehen wir Akquisitionen nur in Erwägung, wenn sie unser Geschäft in den jeweiligen lokalen Märkten stärken können.

Kürzlich wurde über ein Interesse von Zurich an Italiens Versicherer Generali spekuliert. Peilen Sie eine größere Übernahme in Europa an?
Nein, wir streben keine Übernahme eines großen internationalen Wettbewerbers an. Grenzüberschreitende Transaktionen werden für uns nie interessant sein. Wir glauben einfach nicht daran, dass uns das nützt.
Die Globalisierung stößt zunehmend auf Widerstand, nationalistische Bestrebungen nehmen zu. Macht das das Geschäft für einen internationalen Konzern wie Zurich schwieriger?
Ihre Beschreibung der Globalisierung ist vor allem die europäische Sichtweise. Die Asiaten betrachten die Globalisierung dagegen weiter als gewaltige Chance. Aber es ist richtig, dass in vielen Ländern die Sorgen um Arbeitsplätze und die Angst vor neuen Wettbewerbern aus dem Ausland wachsen. Deswegen gehen wir in jedem Land so vor, als wären wir ein nationales Unternehmen. In Argentinien, Australien oder Indonesien sind wir ein führender Versicherer – dort agieren wir wie eine lokale Firma und sprechen auch die jeweilige Sprache. Wir haben uns nie als globale Plattform gesehen. Das unterscheidet uns stark von einigen Industrieunternehmen, die mit einer Plattform in die ganze Welt ziehen.

Aber auch in Europa wachsen die Fliehkräfte. Im März wollen die Briten die EU verlassen, Italien streitet um das Budget. Wie viele Sorgen machen Sie sich um den Zustand der EU?
Als überzeugter Europäer bin ich natürlich besorgt. Aber Europa war in den vergangenen 20 Jahren von einem ständigen Wechsel zwischen Krise und Lösung geprägt. Europa steht auch dafür, dass es sich trotz Krisen immer weiterentwickelt hat. Jetzt aber wachsen die Konflikte. Und eine Lösung wird ungewisser. Ich glaube weiter fest an die europäische Idee, bin aber auch kein Prophet, wie es weitergeht.

Welche Gefahr geht vom Brexit aus?
Großbritannien war ja gewissermaßen noch nie mit beiden Füßen in der EU. Die europäische Einheit wurde überwiegend von Deutschland und Frankreich vorangetrieben; Italien, Spanien und die anderen haben sich angeschlossen. Insofern bedeutet der Brexit für die europäische Idee zunächst einmal nicht so viel. Ich hoffe, dass die einzelnen Länder auch danach zusammenhalten, denn darauf kommt es an.

Doch die Finanzmärkte sind nervös. Erwarten Sie eine deutliche Korrektur an der Börse in den kommenden Monaten?
Leider kann ich die Entwicklung der Märkte nicht vorhersagen. Aber nach der Finanzkrise hat sich Deutschland beispielsweise extrem gut entwickelt und die USA sogar noch besser. Dem stehen Länder wie Italien gegenüber, die heute schlechter dastehen als vor der Finanzkrise. Insgesamt sind die Unternehmensgewinne und -prognosen aber sehr solide und bleiben sehr hoch. Daher erwarte ich keinen plötzlichen Abschwung oder gar eine Krise.

Im Winter verhageln Großschäden wie Hurrikans den Versicherern schnell die Bilanz. Letztes Jahr kam Zurich besser als die Branche durch die Sturmsaison. Auch dieses Jahr?
Wir haben in den letzten drei Jahren die Volatilität unseres Geschäfts verringert. Dafür haben wir mit Rückversicherungen zusammengearbeitet, um das Risiko zu senken. Das hat im vergangenen Jahr, als es zu sehr schweren Schäden in den USA kam, sehr gut geklappt. Wir sind optimistisch, dass das auch für dieses Jahr gilt.

Ihre Finanzziele bis 2019 sind in greifbarer Nähe – auch weil Sie eisern gespart haben. Werden Sie 2020 einen neuen Sparplan auflegen?
Wir haben unseren Plan bisher Quartal für Quartal erfüllt. Auch wenn manche Analysten bei der Vorstellung der Strategie im Jahr 2016 nicht daran geglaubt haben. Ich bin davon überzeugt, dass wir am Ende der Laufzeit unsere Ziele erreichen oder sogar übertreffen werden. Wir arbeiten aber jetzt schon daran, wie es weitergehen wird. Wir werden sicher Ende 2019 einen neuen Plan vorlegen – aber ich würde dabei nicht von einem neuen Sparplan reden wollen.
Dass Sie ehrgeizig sind, beweist Ihr Hobby. Sie sind schon mehrmals die Maratona dles Dolomites mitgefahren, einen Radmarathon über 138 Kilometer mit 4 190 Höhenmetern. Nächstes Jahr werden Sie 60 Jahre alt. Geht es noch einmal in die Berge?
Ja selbstverständlich. Das ist ja keine Frage des Alters. Wenn ich Berge hochklettere, bekomme ich den Kopf frei und komme auf gute Gedanken. Es bedarf nur einiger Kreativität, um die Zeit für das nötige Training bei meinem Job noch zu finden.

Herr Greco, vielen Dank für das Interview.

Fonte:
Handelsblatt