Italiens größter Versicherer Generali beschleunigt seinen Umbau und zieht sich aus kleineren und weniger profitablen Märkten zurück. Wie Europas Nummer drei der rentabelste unter den großen Versicherern werden will.
Die Aktionäre des italienischen Versicherungskonzerns Generali haben sich zu früh gefreut. Spekulationen über einen Abbau von bis zu 8 000 Stellen haben den Aktienkurs am Dienstag zeitweise um knapp fünf Prozent steigen lassen. Am Mittwoch ging es zwischenzeitlich fast im gleichen Ausmaß wieder abwärts, als Generali-Chef Philippe Donnet diesen Gerüchten vor Investoren in London eine Absage erteilte.
Es gebe ein solches Ziel nicht auf Konzernebene. Stattdessen gebe es eine Reihe ganz anderer Ziele, um die Kosten zu senken, die Effizienz zu verbessern und die Gewinne zu steigern. „Denn es gibt einen Unterschied zwischen gut und exzellent“, sagte Donnet, „und wir sind in einer guten Ausgangsposition, aber wir wollen exzellent sein.“
Wie sich die Zahl der Beschäftigten auf dem Weg dahin verändere, das könne man derzeit nicht sagen. Nur soviel stehe fest: Seit März sei die Beschäftigtenzahl von etwa 76 000 bereits um 1500 gesenkt worden – durch einen Einstellungsstopp und Abfindungsprogramme.
Donnet steht seit Frühjahr dieses Jahres an der Spitze von Italiens größtem Versicherer, zu dem in Deutschland unter anderem die Aachen Münchener, CosmosDirekt, Central und Advocard gehören. Der 56-Jährige ist Nachfolger von Mario Greco, der den Chefposten bei der Zürich Versicherungen übernommen hat.
Die gesamte Branche kämpft mit niedrigen Zinsen, die es kaum noch möglich machen, gute Renditen am Kapitalmarkt zu erzielen. Zudem macht ein Preiskampf den Unternehmen zu schaffen.
Donnet bekräftigte am Mittwoch vor Investoren, dass er an dem bisherigen auf drei Jahre angelegten Finanzplan des Konzerns festhält. Bis 2018 will Generali insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro an Dividenden an seine Anleger ausschütten und mehr als sieben Milliarden Euro an Kapitalzuflüssen vorweisen können. Um die Ziele zu erreichen, will Donnet aber den Umbau des Konzerns beschleunigen.
Generali will seine operativen Kosten in reifen Märkten in den nächsten drei Jahren um 200 Millionen Euro senken, die Produktivität um 15 Prozent steigern und mindestens eine Milliarde Euro durch den Verkauf von Geschäftsteilen einnehmen. Sollten sich gute Gelegenheiten ergeben, könne man sich vorstellen, dieses Geld für Zukäufe auszugeben, sagte Donnet. Die grundsätzliche Strategie basiere aber nicht auf Fusionen oder Akquisitionen.
Bis zu 15 Märkte, die nicht mehr als attraktiv oder als zu klein angesehen werden, stehen bei Generali derzeit auf dem Prüfstand und das Geschäft dort könnte verkauft werden. Für Guatemala und Liechtenstein hat das Unternehmen bereits seinen Rückzug angekündigt, weitere Kandidaten auf der Liste wollte Donnet nicht nennen. Analysten zufolge könnte die Benelux-Staaten oder lateinamerikanische Länder unter den weiteren Märkten sein, aus denen sich die Italiener zurückziehen. Den größten Teil seiner Umsätze und Gewinne macht das Unternehmen in Italien, in Deutschland und in Frankreich.
Generali hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Nettogewinn von 1,6 Milliarden Euro erwirtschaftet, knapp sechs Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Analysten hatten mehr erwartet.
Investoren reagierten am Mittwoch eher mit Skepsis auf die Ankündigungen von Donnet. Er habe teilweise schon fast zu viele Ziele ausgegeben, sagte ein Londoner Fondsmanager, das sei eher verwirrend als überzeugend. Ein anderer Investor sieht noch weitere Möglichkeiten, die Kosten zu senken. „Wenn das Niedrigzinsumfeld so bleibt und davon ist ja auszugehen, wird Generali um weitere Einschnitte nicht herumkommen“, so der Fondsmanager.
Der Versicherungskonzern deutete am Mittwoch ebenfalls an, möglicherweise beim Rettungsplan für die angeschlagene Bank Monte dei Paschi mitzumachen. Sobald die Details feststünden, werde man das Vorhaben wohlwollend prüfen, sagte Donnet im Gespräch mit Nachrichtenagenturen.
Medienberichten zufolge besitzt Generali Anleihen der Bank im Wert von 400 Millionen Euro. Im Rahmen des geplanten Schuldentausches bei Monte dei Paschi würde das dazu führen, dass der Versicherer bis zu neun Prozent der Aktien halten dürfte.
Fonte:
Handelsblatt
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