Hohe Schadenzahlungen und Altlasten im Kerngeschäft haben der Zurich Insurance Group das dritte Quartal verhagelt. Der Gewinn sackte im Vergleich zum Vorjahr um 79 Prozent auf 207 Millionen Dollar ab, wie Europas fünftgrößter Versicherungskonzern am Donnerstag mitteilte.

Der große Wurf blieb danach aus: Zurich-Chef Martin Senn setzt zur Sanierung des Kerngeschäfts Schadenversicherung auf althergebrachtes und dreht einmal mehr an der Kostenschraube. Mit verschärften Sparmaßnahmen inklusive Stellenabbau will er die größte Geschäftseinheit wieder auf Gewinnkurs bringen. Senn zeigte sich am Donnerstag zuversichtlich, dass Europas fünftgrößter Versicherer die für 2016 ausgegebenen Ziele erreichen oder übertreffen kann. Dank des starken Mittelzuflusses dürfen die Aktionäre zudem darauf hoffen, dass Zurich zusätzlich zur Dividende weiteres Geld an sie ausschüttet.

Die mit einem Prämienanteil von nahezu 70 Prozent größte Geschäftseinheit Schadenversicherung rutschte mit 183 Millionen Dollar operativem Verlust tief in die roten Zahlen. Die Explosionskatastrophe in der chinesischen Hafenstadt Tianjin Mitte August und Schäden aus früheren Jahren in den USA kosteten Zurich viel Geld. Der Konzern hatte im September wegen der Probleme die milliardenschwere Übernahme des britischen Versicherers RSA abgeblasen. Zudem hatte Senn davor gewarnt, dass die bis 2016 angepeilte Eigenkapitalverzinsung eher am unteren Ende der Zielspanne von zwölf bis 14 Prozent liegen dürfte. Nach neun Monaten waren es 8,2 Prozent.

Der neue Spartenchef Kristof Terryn will nun zusätzliche Sparmaßnahmen ergreifen. So sollen bis Jahresende rund 200 Stellen gestrichen werden. Zudem sollen die Ertragsschwankungen verringert werden, etwa durch den Einsatz von Rückversicherungen. Versicherungsverträge mit unterdurchschnittlicher Rentabilität sollen neu verhandelt oder abgestossen werden. Terryn löst Anfang Oktober Michael Kerner ab, der den Geschäftsbereich seit 2012 geleitet hatte.

Senn kündigte an, dass mit dem Jahresergebnis im Februar auch bekanntgeben werde, wie der Konzern sein überschüssiges Kapital einsetzen werde – für Zukäufe oder zur Rückzahlung an die Aktionäre.

Für Zurich-Chef Senn könnte es nach dem Rückschlag in der wichtigsten Geschäftssparte und dem geplatzten RSA-Deal eng werden. Zurich hatte bereits Ende 2013 unter anderem wegen der mauen Entwicklung der Schadenversicherung sein Renditeziel zurückgeschraubt. Der Konzern hält sich seit Jahren trotz prall gefüllter Kassen mit Zukäufen zurück. Für diesen Kurs wurde Senn wiederholt von Investoren kritisiert, die fehlendes Wachstum bemängeln. Um die Finanzziele zu erreichen, setzt Zurich bislang auf Sparen und den Verkauf wenig rentabler Geschäfte.