Die Trennung von einer US-Tochter sowie das Ausbleiben teurer Großschäden haben dem dem Schweizer Rückversicherer Swiss Re im dritten Quartal zu einem Gewinnsprung verholfen. Unter dem Strich kletterte der Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 62 Prozent auf 2,18 Milliarden Dollar, wie der zweitgrößte Rückversicherer der Welt am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten lediglich einen Reingewinn von 1,4 Milliarden Dollar vorhergesagt. Geholfen hat den Schweizern auch, dass sie wie bereits im Vorquartal Schadenreserven auflösen konnten.

Der Verkauf der Reassure America Life Insurance Company (Realic) spülte einen Einmalgewinn von 823 Millionen Dollar in die Kassen der Swiss Re. Im zweiten Quartal hatte Swiss Re wegen der Transaktion noch eine Belastung von einer Milliarde Dollar verbucht – beim Abschluss der Transaktion im September gab es nun jedoch Wertanpassungen der übertragenen Kapitalanlagen zugunsten von Swiss Re. Zudem erhielten die Schweizer noch 900 Millionen Dollar Dividende von Realic. Die Sparte wurde im Mai an den britischen Versicherungskonzern Prudential veräußert. Realic betreibt das sogenannte Admin Re-Geschäft, in dem geschlossenen Lebens- und Krankenversicherungsbestände abgewickelt werden. Swiss Re will sich in dieser Sparte künftig auf Europa konzentrieren, wo Admin Re rentabler ist.

Aber auch operativ und an den Kapitalmärkten lief es gut: Swiss Re steigerte die Prämieneinnahmen im Zeitraum Juli bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 6,59 Milliarden Dollar. Die Sparte Sachversicherung arbeitet hochrentabel: Die Schaden-Kosten-Quote der Gruppe lag bei 69,3 Prozent. Bis zu einem Wert von 100 Prozent sind die Schäden und Verwaltungskosten durch die Prämieneinnahmen gedeckt.

Mit dem Ergebnis stellt sich Swiss Re in eine Reihe mit der Konkurrenz. Branchenprimus Münchener Rück hatte nach einem überraschend starken dritten Quartal seine Gewinnprognose für das laufende Jahr angehoben und auch die Nummer drei Hannover Rück befindet sich auf Kurs zu einem Rekordgewinn.

Bei den Anlegern kam der Quartalsabschluss gut an. DieSwiss Re-Aktien gewannen zwei Prozent auf 67,20 Franken und ließen damit den europäischen Branchenindex deutlich hinter sich.

Zu den Belastungen durch den Hurrikan “Sandy”, der Ende Oktober die US-Ostküste und vor allem die Metropole New York hart getroffen hatte, wollte sich Swiss Re nicht äußern. Die Schadenschätzungen seien äußerst komplex, hieß es. Münchener Rück rechnet durch den Wirbelsturm mit Belastungen im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Von Hannover Re gibt es noch keine konkreten Aussagen, der Konzern sieht bei Schäden im Rahmen der Expertenschätzungen sein Jahresbudget aber nicht in Gefahr. Experten schätzen, dass “Sandy” die Branche bis zu 20 Milliarden Dollar kosten und damit einer der teuersten Hurrikans werden könnte.

Swiss Re bekräftigte am Donnerstag seine mittelfristigen Finanzziele. Der Konzern aus Zürich strebt im Zeitraum 2011 bis 2015 im Durchschnitt eine Gewinnsteigerung je Aktie von zehn Prozent an und eine Eigenkapitalverzinsung, die 700 Basispunkte über dem risikofreien Zinssatz liegt. Im dritten Quartal wurden diese Zielvorgaben nach Swiss Re-Angaben übertroffen. Die Aktionäre dürften mit nachhaltigen Dividenden rechnen, die entsprechend den langfristigen Erträgen erhöht werden sollen. Zudem will Swiss Re Überschusskapital an seine Aktionäre ausschütten, wenn sich keine alternativen Anlagemöglichkeiten ergeben.