Optimistisch sieht der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück die Lage der Schaden- und Unfallversicherung für 2013. “Wir rechnen mit Ratensteigerungen und einer erhöhten Nachfrage nach Rückversicherungsschutz”, sagte Vorstand Michael Pickel, gleichzeitig Chef der nur in Deutschland aktiven Tochter E+S Rück. Einst stand der Name für Eisen und Stahl Rück.
E+S ist hierzulande größter Rückversicherer von Kraftfahrtrisiken. Dabei hilft, dass acht deutsche Versicherungsvereine zusammen 36,2 Prozent an dem Unternehmen halten, Hannover Rück hält den Rest. Zu den acht gehören mit HUK-Coburg, LVM, VHV und WGV vier Schwergewichte in der Autoversicherung. Die anderen sind Barmenia, Concordia, Itzehoer und Mecklenburgische.
In der Kfz-Sparte erwartet Hannover-Rück-Manager Andreas Kelb für 2013 einen Anstieg der Tarife für Endkunden um sieben Prozent. Allerdings rücken viele Fahrer beim Schadenfreiheitsrabatt nach oben. “Beim Kunden werden die sieben Prozent mit einer Erhöhung der Durchschnittsprämie um 3,5 Prozent von 367 Euro auf 380 Euro pro Jahr ankommen”, sagte Kelb. Das sei der Wert für Haftpflicht- und Kaskodeckungen zusammen.
“Wir sehen höhere Tarife im Neu- und Ersatzgeschäft für Privatleute und Tariferhöhungen im Bestand”, sagte Kelb. Dazu kommen spürbare Verbesserungen im Gewerbegeschäft mit Autoflotten.
Die Prämieneinnahmen bewegen sich damit auf ein Rekordniveau zu. 2012 nehmen die Autoversicherer mit 59,7 Millionen versicherten Fahrzeugen – einschließlich Anhängern – 21,9 Mrd. Euro Prämie ein. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es 20,9 Mrd. Euro aus der Absicherung von 58,8 Millionen Fahrzeugen. “Für 2013 erwarten wir 23 Mrd. Euro und 60,5 Mio. Fahrzeuge”, sagte Kelb. “Damit sind die Beiträge auf einem historischen Höchststand.”
 
Auch in der Schadenentwicklung sieht es gut aus für die Autoversicherer. E+S errechnete für den Markt die sogenannte Anfalljahres-Startschadenquote. Das ist das Verhältnis des Schadenaufwands zu den Beitragseinnahmen, von dem die Versicherer gegen Ende eines jeden Jahres ausgehen. Diese Zahlen enthalten aber sehr vorsichtige Annahmen über mögliche höhere Belastungen – deshalb stellen die Gesellschaften höhere Reserven. Wenn die Schadenentwicklung in den kommenden Jahren klarer wird, werden diese Reserven aufgelöst, es fallen Abwicklungsgewinne an.
Für das Jahr 2012 erwartet E+S in der Hauptsparte Kfz-Haftpflicht eine Schadenquote von 95 Prozent der Beiträge, deutlich besser als die 101 Prozent des Jahres 2011. 2013 dürfte diese Quote weiter auf 91 Prozent sinken, es sei denn, große Hagelschäden oder andere Naturkatastrophen wirken sich negativ aus. Dazu kommen noch Vertriebs- und Verwaltungskosten.
In der Vollkaskoversicherung entwickelt sich die Schadenlast ebenfalls positiv: Von 99 Prozent im Jahr 2011 auf 93 Prozent 2012 und 89 Prozent 2013. Am besten steht die Teilkaskodeckung da. Hier mussten die Versicherer 2011 77,5 Prozent der Beiträge für Schäden aufwenden, 2012 sind es 69 Prozent und 2013 65 Prozent, erwartet E+S-Manager Kelb.
Entsprechend positiv ist der Trend beim versicherungstechnischen Ergebnis in der gesamten Autoversicherung. Vier Jahre lang verbuchten die Versicherer hier Verluste – Schadenaufwand plus Kosten waren höher als die Beiträge, zuletzt 1,6 Mrd. Euro im Jahr 2011. Das bessert sich schon auf rund 0,3 Mrd. Euro Verlust 2012 und dürfte 2013 zu einem Gewinn von 0,5 Mrd. Euro führen.
Auch den Jahren mit technischem Verlust haben die meisten Versicherer betriebswirtschaftlich nicht so schlecht dagestanden: Sie erzielen hohe Kapitalerträge aus den Schadenreserven. In der Kraftfahrt-Haftpflichtversicherung belaufen sie sich auf 255 Prozent der Beiträge. Wenn die Versicherer damit eine Verzinsung von durchschnittlich 3,5 Prozent erzielen, macht das knapp 9 Prozent der Beiträge aus. Selbst bei einer Schaden- und Kostenquote von 108 Prozent der Beiträge in der Haftpflichtversicherung sind die Gesellschaften also nicht unter Wasser. “Aber dann verdienen sie keine Kapitalkosten mehr”, sagte Kelb.