Die Allianz als einer der größten Kapitalanleger kauft kaum noch Staatsanleihen. „Wir versuchen in der Neuanlage, Staatsanleihen zu vermeiden“, sagte Allianz-Chef Michael Diekmann dem Handelsblatt. Deutsche Staatsanleihen seien nicht attraktiv, weil die Rendite unter der Inflation liege. In anderen europäischen Ländern habe sich das Anlagerisiko durch den Schuldenschnitt in Griechenland deutlich erhöht. „Daher ziehen sich alle aus europäischen Staatsanleihen zurück und gehen in Schwellenländer, in Firmenanleihen, in Infrastruktur, in Immobilien.“

Die Allianz will ihre Anlage daher weiter diversifizieren. Besonders attraktiv für die Versicherer als Langfristanleger sind dabei unter anderem die erneuerbaren Energien und Infrastrukturprojekte. Dabei hat die Allianz auch Stromnetze im Visier. In Deutschland reguliere die Bundesnetzagentur die Preise, was Sicherheit gebe, sagte Diekmann. „Für die Erzeuger ist es nicht so attraktiv, weil die Rendite unter ihren Kapitalkosten liegt. Für uns ist es für die Anlagegelder aber sehr attraktiv.

Die Staatsschuldenkrise in Europa ist nach Einschätzung Diekmanns nicht allein durch Wachstum lösbar. In Deutschland seien Berechnungen zufolge vier Prozent Inflation und vier Prozent Wirtschaftswachstum notwendig, um die Schulden in den Griff zu bekommen, so der Allianz-Chef. Das sei aber nicht realistisch. In der Vergangenheit seien größere Zuwächse durch riskante Hebelung erreicht worden, die jetzt nicht mehr erwünscht sei. „Große Wirtschaftssprünge in der Form von früher können daher nicht mehr stattfinden.“ Es gebe Grenzen des Wachstums. Daher müssten die Ansprüche an den Staat gesenkt werden. „Das heißt nichts anderes als die hohen Staatsquoten zu senken.“ Vor dem Hintergrund der Gesellschaft seien auch längere Lebensarbeitszeiten notwendig.

Kurzfristig müssten der Konsum und der Binnenmarkt angeregt werden, um das auszugleichen, was im Export womöglich wegbreche, sagte Diekmann. Doch auf längere Sicht müsse auch Maß gehalten werden. „Die privaten Haushalte in Deutschland machen das genau richtig: Sie hatten schon immer eine hohe Sparquote.“

In der Diskussion um eine mögliche Zerschlagung von Großbanken stellt sich die Allianz gegen eine Abtrennung des Investmentbankings. Eine Aufspaltung sei sehr schwierig, sagte Diekmann. „Wenn die Investmentbank auf sich gestellt ist, dann wird das sehr, sehr teuer, weil die Kapitalanforderungen überproportional steigen.“

Zudem drohe auch eine Destabilisierung der restlichen Bank. Im Privatkundengeschäft lasse sich im aktuellen Umfeld kaum Geld verdienen. „Da wäre es sehr schwierig, das notwendige Kapital aufzubauen, wenn keine Erträge aus dem Investmentbanking kommen.“

Dabei stellte sich Diekmann auch ausdrücklich vor die Deutsche Bank. Es gebe in Deutschland nur eine „international kapitalmarktrelevante Bank, und das ist die Deutsche Bank“, sagte der Allianz-Chef. „Bevor wir uns jetzt alle auf diese Bank stürzen, sollten wir uns vergewissern, welche Funktionen diese Bank eigentlich für die deutsche Klientel hat und ob wir uns darauf verlassen wollen und können, dass das in Zukunft andere Banken übernehmen.“ Nach seiner Einschätzung ist es eher fatal, dass es hierzulande nur eine starke deutsche Bank mit Investmentbanking gebe.