Die EU-Kommission bereitet nach FTD-Informationen eine Krisenklausel für die neuen Eigenkapitalregeln von Versicherern vor. Damit würden nach Ansicht von Branchenkennern Grundprinzipien von Solvency II wegen der aktuellen Staatsschuldenkrise aufgeweicht. Das Regelwerk für Europas Versicherungen soll ab 2013 gelten.
Kritik von Analysten
Analysten kritisieren die Ausnahmeregel scharf, die als “antizyklischer Zuschlag” (Counter-Cyclical Premium, CCP) von einer EU-Arbeitsgruppe vorgeschlagen wurde. “Wenn es dabei bleibt, werden Risiken aus Staatsanleihen vollständig ignoriert”, sagte Duncan Russell von der Investmentbank JP Morgan. “Deshalb werden die Versicherer noch mehr in Staatsanleihen der Euro-Zone investieren, als das schon unter den ursprünglichen Plänen für Solvency II der Fall gewesen wäre.”
Eine Folge: Die Assekuranz würde weniger Kapital für Unternehmensanleihen, Aktien und Immobilien zur Verfügung stellen. Die Versicherer sind dagegen für den Krisendämpfer. “Die Verpflichtungen der Versicherer sind vor allem in der Lebensversicherung sehr langfristig, dasselbe gilt für unsere Kapitalanlagen”, sagte Martina Baumgärtel, Solvency-II-Expertin bei der Allianz. “Da wäre es falsch, kurzfristige Marktausschläge als Basis für Bewertungen zu verwenden, die dann negative Folgen für die Gesellschaften und ihre Kunden haben könnten.”
Die Krisenklausel würde die Folgen einer erneuten Staatsschuldenkrise wie ein Airbag abmildern: Wenn wie derzeit Staatsanleihen südeuropäischer Länder im Wert fallen, würde die EU-Versicherungsaufsicht Eiopa einschreiten, indem sie die Rückstellungen der Versicherer für Verpflichtungen gegenüber Kunden reduziert.