Der Versicherer Zurich setzt bei Kfz-Flotten großer deutscher Firmen stärker auf Telematik. Ab sofort bietet er in Kooperation mit dem NavigationsgeräteherstellerTomtom Fuhrparkbetreibern an, eine Blackbox in den Fahrzeugen zu installieren. Sie soll Daten wie Standort, Fahrverhalten, Spritverbrauch und CO2-Ausstoß an den Betreiber senden, der ausgewählte Informationen an den Versicherer weitergibt.Zurich analysiert die Daten und macht Verbesserungsvorschläge wie zusätzliches Fahrtraining.
“Die Erkenntnisse sollen auch in die Prämienfindung einfließen”, sagt Zurich-Vorstand Christoph Willi. Stellt sich durch die neuen Daten heraus, dass die Prämie zu hoch ist, könne sie sinken. In Australien, Nordamerika, Kanada und England bietet der Versicherer dieses System bereits an. “Es hat dort geholfen, die Zahl der Unfälle um rund 20 Prozent zu reduzieren.” Daran ist dem Versicherer gelegen: Hohe Schäden und der harte Wettbewerb haben den deutschen Flottenmarkt in die Verlustzone getrieben. Viele Versicherer haben daher 2011 die Preise erhöht. Zurich selbst hat die Prämien um fast 10 Prozent angehoben. “Wir brauchen noch weitere Erhöhungen, das Prämienniveau ist noch nicht auskömmlich”, sagt Willi.
Im Jahr 2011 lag die Schaden-/Kostenquote im deutschen Flottenmarkt bei 114 Prozent der Beiträge, in diesem Jahr werden es wohl 108 Prozent sein. Dass heißt, pro Beitrags-Euro müssen die Versicherer 1,14 Euro beziehungsweise 1,08 Euro für Schäden, Vertrieb und Verwaltung ausgeben. Angesichts der niedrigen Zinsen können die Erträge an den Kapitalmärkten dieses Defizit nicht mehr ausgleichen.
In Deutschland gibt es nach Einschätzung der Zurich rund 4,5 Millionen Fahrzeuge, die in Flotten organisiert sind. Von den rund 21 Mrd. Euro Prämieneinnahmen in der Kfz-Sparte entfallen rund 15 Prozent auf den Flottenbereich. Zurich hat nach eigener Einschätzung hier einen Marktanteil von zehn Prozent.
Im Risikomanagement der Flottenbetreiber sieht der Versicherer noch großes Verbesserungspotential. “Die Schadenhäufigkeit ist enorm”, sagt Johann Worm, Leiter des Vertriebsmanagements bei Zurich Global Corporate Germany. Von zehn Zugmaschinen sind im Schnitt sechs pro Jahr in einen Unfall verwickelt. Hier soll die neue Telematik-Lösung ansetzen.
“Wir wollen uns von der passiven Regulierung verabschieden und stärker auf aktive Prävention setzen”, sagt Vorstand Willi. Die Zurich wolle die neuen Daten der Blackbox nicht nur für Verbesserungsvorschläge nutzen, sondern auch bei der Umsetzung der Maßnahmen helfen. Diese Dienstleistung der Zurich kostet die Fuhrparkbetreiber vier Euro pro Monat und Fahrzeug. TomTom berechnet zusätzlich noch einen Euro pro Tag und Fahrzeug für die Nutzung der Technik.
“Die neue Technik rechnet sich für die Fuhrparkbetreiber ab etwa einem Jahr Betriebsdauer”, sagt Willi. In den Ländern, in denen die Zurich das System bisher betreibt, hätten sie ihre Betriebskosten um bis zu 10 Prozent senken können, etwa durch eine Reduzierung der Ausfallkosten von Fahrzeugen oder verringerten Kraftstoffverbrauch.
Seit Mai diesen Jahres testet die Zurich das neue System im Pilotbetrieb. Der Versicherer hat seine eigenen Fahrzeuge und die Flotte eines Kunden damit ausgestattet. Zurich will das System jetzt zunächst deutschen Großkunden mit über 50 Fahrzeugen anbieten und danach das Breitengeschäft angehen.
Auch die EU plant, im Rahmen des eCall-Projekts ab 2015 eine Art Blackbox in Neuwagen vorzuschreiben. Bei einem Unfall oder einer Panne ruft ein im Wagen eingebauter Mobilfunksender automatisch die EU-weite Notrufnummer 112 an und überträgt Daten über den Standort an Notrufzentralen. Versicherer wie auchAutohersteller hoffen, das System auch für andere Servicefunktionen nutzen zu können. Darauf habe die Zurich aber nicht warten wollen, so Willi. Es sei noch nicht klar, ob die eCall-Boxen auch für Flottenmanagement-Daten genutzt werden dürfen oder nicht. “Zudem wird die Einführung von eCall 15 bis 20 Jahre dauern”, sagt Willi.