Der neue Allianz-Chef Oliver Bäte startet mit guten Zahlen in sein Amt: Bei der ersten Präsentation von Quartalsergebnissen kann der 50-Jährige, der den Versicherungskonzern seit Mai diesen Jahres führt, ordentliche Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn vorweisen. Das operative Ergebnis kletterte um 2,6 Prozent auf 2,84 Milliarden Euro, der Überschuss um 15 Prozent auf gut zwei Milliarden Euro.

Dabei hatte die Allianz aber auch Glück: Man profitierte unter anderem davon – wie andere Versicherungskonzerne auch – dass im ersten Halbjahr wenig Unwetter für teure Schäden gesorgt hatten. Stürme wie „Niklas“, die in der Presse für viel Wirbel gesorgt hatten, machen sich in der Milliardenbilanz eines Unternehmens wie der Allianz eben kaum bemerkbar. Zudem konnte man einen Gewinn aus dem Verkauf der US-Sparte Fireman’s Fund verbuchen.

Nach diesem guten Start ist es nur logisch, dass sich der neue Chef optimistisch für Gesamtjahr zeigt. Auf den zweiten Blick aber sind die Zahlen gar nicht mehr so gut. Und: Sie zeigen genau, woran der ehemalige McKinsey-Mann in seiner Zeit an der Spitze des Versicherungsriesen arbeiten muss.

Zum einen an der Zukunft der Lebensversicherung. Der ehemalige Liebling der Deutschen verliert immer mehr Anhänger. Zu niedrig sind mittlerweile die Renditen, zu hoch sind die Kosten, die die Versicherer für sich abzwacken, zu kurzlebig die Zeit, um sich für Jahrzehnte an ein Sparprodukt wie die Lebensversicherung zu binden.

 

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Die Allianz hat als eine der ersten Gesellschaften begonnen, neue Lebensversicherungsmodelle auf den Markt zu bringen. Lebensversicherungen, die nicht auf dem klassischen Garantiezins basieren. Diese Produkte scheinen anzukommen, sich gut zu verkaufen – doch in Summe sinken die Beitragseinnahmen, die die Allianz mit Lebensversicherungen erzielt.

Bäte muss sich etwas einfallen lassen, um dieses Minus abzufedern. Eine Lösung wäre ein stärkerer Fokus auf Schwellenländer, denn das offenbaren die aktuellen Zahlen auch: In der Region Asien-Pazifik nahm die Nachfrage nach Lebensversicherungsprodukten stark zu.

Zum anderen macht immer noch die US-Tochter Pimco Probleme. Seit über einem Jahr ziehen die Investoren ihr Geld aus den Fonds der kalifornischen Vermögensverwaltung ab. In München sieht man das mit einer Gelassenheit, die erstaunt.

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So vermeldet man als positive Nachricht, dass „die Abflüsse bei Pimco sich im Vergleich zum ersten Quartal 2015 mehr als halbierten“. Nach Einschätzung in München könnte zum Jahresende eine Trendwende erreicht sein. Das Management hat man ausgetauscht, nun heißt es wohl warten. Aber damit ginge Bäte geht das Risiko ein, dass man ihm irgendwann vorwirft, zu wenig getan zu haben.

PREMIUMMit Hochdruck arbeitet Allianz-Chef Oliver Bäte an der Agenda für die nächsten Jahre. Sein Motto lautet: „Erneuerung und Kontinuität“. Und trotz Problemen bei Pimco legte der Konzern am Morgen gute Zahlen vor. mehr…

Derzeit geht es der Allianz gut. So gut, dass der neue Chef eine komfortable Ausgangslage hat, um sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Allzu lange sollte er aber nicht damit warten.