Die Trennung von einer US-Tochter hat den Gewinn des Schweizer Rückversicherungskonzerns Swiss RE fast komplett aufgezehrt. Dass im zweiten Quartal mit 83 Millionen Dollar unter dem Strich noch ein kleines Plus stand, verdankt die Nummer zwei der Branche neben dem gut laufenden Versicherungsgeschäft und hohen Kapitalmarktgewinnen auch Sondererträgen.

Die Schweizer konnten mehr als 300 Millionen Dollar nicht mehr benötigte Schadenreserven auflösen. Analysten hatten im Schnitt sogar einen Quartalsverlust von 119 Millionen Dollar erwartet. Vor einem Jahr hatte Swiss Re noch 960 Millionen Dollar Quartalsgewinn ausgewiesen.

Swiss Re hatte im Mai ihr Admin-Re-Geschäft in den USA an den größten britischen Versicherungskonzern Prudential veräußert und damit eine Milliarde Dollar Verlust gemacht. Weil der Konzern damit aber Kapital freisetzt, das er gewinnbringender einsetzen kann, soll sich die Transaktion längerfristig lohnen. Den wirtschaftlichen Vorteil veranschlagte Finanzchef George Quinn auf rund 300 Millionen Dollar.

An der Börse kam der Abschluss nicht gut an. Die Swiss-Re-Aktien verloren 0,4 Prozent auf 61,65 Franken, während der Index der europäischen Versicherungswerte fester tendierte. Analysten stießen sich zum Teil daran, dass erst die Auflösung von Reserven Swiss Re in die Gewinnzone brachte, bescheinigten dem Unternehmen aber eine solide operative Geschäftsentwicklung. Swiss Re habe die Preise im Juli zwar erneut anheben können, allerdings weniger stark als bei den Vertragserneuerungen im April und Januar, erklärte Daniel Bischof, Analyst beim Broker Helvea.

Operativ und an den Kapitalmärkten liefen die Geschäfte gut. Die verdienten Prämien steigerte Swiss Re im Vergleich zum Vorjahresquartal um 14 Prozent auf 6,13 Milliarden Dollar. Die Sparte Sachversicherung arbeitet hochrentabel: Der Schadenkostensatz der Gruppe lag bei 85,7 Prozent. Bis zu einem Wert von 100 Prozent sind die Schäden und Verwaltungskosten durch die Prämieneinnahmen gedeckt.

Großschäden schlugen mit 243 Millionen Dollar zu Buche. Die größte Schadenbelastung entstand mit 112 Millionen Dollar durch das Erdbeben in der norditalienischen Region Emilia-Romagna. Zweistellige Millionenbeträge kosteten auch ein Tornado in den USA, die Explosion in einem Chemiewerk und die Havarie des Kreuzfahrtschiffes “Costa Concordia”. Die Belastung durch die verheerende Dürre in den USA wird laut Finanzchef Quinn erst Ende des dritten Quartals feststehen. Swiss Re gehöre in dem Geschäft aber nicht zu den großen Marktteilnehmern, sagte er. “Wir würden nicht so stark darunter leiden wie andere.”

Nach den immensen Schadenkosten im Vorjahr etwa für die Erdbeben in Japan und Neuseeland oder die Überschwemmungen in Thailand konnte Swiss Re weitere Preiserhöhungen durchsetzen. Der Konzern steigerte bei den Vertragserneuerungen vor allem in Nord- und Südamerika sowie Australien und Neuseeland das Prämienvolumen um sieben Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar, wovon drei Prozent auf Preiserhöhungen entfielen.

Damit liegt Swiss Re im Branchentrend: Auch die Münchener Rück hatte die Preise anheben können. Der Branchenprimus überraschte im zweiten Quartal mit einem Gewinnanstieg auf 808 Millionen Euro und machte der Branche Hoffnung auf ein gutes Jahr.

Um seine Ertragsziele zu erreichen, will Swiss Re unter anderem seinen Marktanteil in den Wachstumsmärkten bis 2015 auf 20 bis 25 Prozent steigern von heute 15 Prozent. “Profitables Wachstum in diesen Märkten ist unabdingbar, wenn wir unsere mittelfristigen Finanzziele 2011 bis 2015 erreichen wollen”, sagte Konzernchef Michel Lies. Swiss Re strebt im Durchschnitt eine Gewinnsteigerung je Aktie von zehn Prozent an und eine Eigenkapitalverzinsung, die 700 Basispunkte über dem risikofreien Zinssatz liegt.