Die deutsche Versicherungsbranche macht sich Hoffnungen auf einen leichteren Einstieg in Infrastruktur-Projekte wie die Finanzierung von Windparks oder Autobahnen. Der Vorschlag der EU-Versicherungsaufsicht EIOPA, unter bestimmten Bedingungen eine geringere Absicherung solcher Investitionen mit teurem Eigenkapital zu verlangen, könne Bewegung in die Diskussion bringen, sagte Axel Wehling, Geschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), am Dienstag.

„Die im Konsultationspapier vorgeschlagene Eigenmittelquote von 30 bis 39 Prozent ist aus unserer Sicht noch zu hoch – angemessen wären 20 bis 25 Prozent“, schränkte Wehling ein. Er wandte sich auch gegen zusätzliche Auflagen wie Stresstests für einzelne Projekte, die von der Aufsicht vorgeschlagen wurden.

Bisher müssen die Versicherer Infrastruktur-Projekte mit bis zu 59 Prozent Eigenkapital unterlegen – nach Ansicht der Branche ist das unangemessen. Die Versicherer monieren, dass das einem stärkeren Engagement in solche Projekte entgegenstehe. Sie sind händeringend auf der Suche nach langfristigen Anlageobjekten, die ähnlich sicher sind wie Staatsanleihen, aber mehr Rendite abwerfen. Kritiker glauben allerdings, dass es eher der Mangel an lukrativen Investitionsmöglichkeiten ist und weniger die Regulierung, die die Versicherer bremst.

Bei der EU-Kommission stieß die Branche auf offene Ohren. Denn die Politik sucht verstärkt privates Kapital für die Finanzierung von öffentlicher Infrastruktur. Deshalb hatte die EIOPA den Auftrag erhalten, die Kapitalanforderungen („Solvency II“) für solche Investments nochmals zu überprüfen, die Anfang 2016 in Kraft treten sollen.

Die Behörde hatte Ende vergangener Woche ein Konsultationspapier dazu veröffentlicht, im September sollen endgültige Vorschläge vorliegen. Der GDV rechnet damit, dass die Vorschriften frühestens im Sommer 2016 wieder geändert werden könnten.