Millionen Tonnen ungeklärter Abwässer fließen jedes Jahr in die Themse. Ein Konsortium um die Allianz soll nun dabei helfen, das zu verhindern – und verspricht sich davon sichere Einnahmen über Jahre.

Frankfurt Ein Konsortium um den Münchener Versicherungskonzern Allianz soll das künftige Rückgrat der Abwasser-Entsorgung in London finanzieren und betreiben. Die aus sechs Mitgliedern bestehende Bietergruppe unter Führung der Allianz steht vor dem Zuschlag für den „Thames Tideway Tunnel“, wie der Wasserversorger Thames Water am Dienstag mitteilte. Das Projekt mit einem Volumen von 4,2 Milliarden Pfund (5,9 Milliarden Euro) soll verhindern, dass jedes Jahr Millionen Tonnen ungeklärte Abwässer der britischen Millionenmetropole in den Unterlauf der Themse fließen. Die dortigen Abwasserkanäle stammen zum großen Teil noch aus dem viktorianischen Zeitalter an der Wende zum 20. Jahrhundert. Viele Versicherer sind inzwischen auf solche Infrastruktur-Projekte erpicht. Sie versprechen über lange Jahre sichere Einnahmen – mit Renditen, die höher sind als derzeit am Kapitalmarkt.

Die Allianz ist mit gut einem Drittel an dem Konsortium mit dem Namen „Bazalgette“ beteiligt. Zwölf Bieter hatten sich um das Infrastruktur-Projekt beworben, zuletzt waren noch zwei im Rennen. Nun wird exklusiv mit der Allianz, dem börsennotierten Infrastruktur-Finanzierer INPP, dem Infrastruktur-Fonds Amber sowie den Fondsgesellschaften Dalmore Capital, DIF und Swiss Life Asset Managers verhandelt. Noch im Sommer sollen die Verträge ausgehandelt werden. Beraten wurden die Sieger von der Royal Bank of Canada. Den Kürzeren gezogen hat vorläufig ein Konsortium um den kanadischen Infrastruktur-Fonds Borealis.

Der 25 Kilometer lange Tunnel mit einem Durchmesser von 7,2 Metern, der bis zu 65 Meter unter der Themse liegt, soll sich vom Westen Londons bis in den Osten erstrecken, Bisher fließen jedes Jahr 39 Millionen Tonnen Abwasser ungeklärt in die Themse, weil die Kläranlagen zeitweise überlastet sind. Fünf Kläranlagen am Unterlauf der Themse waren kürzlich bereits gebaut worden, in die von 2023 an die Abwässer aus dem Abwasserkanal und einem von Thames Water selbst errichteten zweiten Tunnel fließen sollen.

„Wir sind (…) erfreut, dass die Allianz helfen kann, das Londoner Abwassersystem reif für das 22. Jahrhundert zu machen“, sagte Christian Fingerle, der für Infrastruktur-Investitionen bei Allianz Capital Partners zuständig ist.