In seinem ersten Interview nach dem Rausschmiss bei Generali Anfang Juni geht Ex-Chef Giovanni Perissinotto hart mit Großaktionär Mediobanca ins Gericht. Indirekt wirft der 58-Jährige der Mailänder Investmentbank vor, die Internationalisierung des größten Versicherungskonzerns Italiens behindert zu haben. Mediobanca ist mit 13,2 Prozent der wichtigste Anteilseigner von Generali.
“Entweder akzeptiert ein Unternehmen, sich zu internationalisieren, auch im Aktionariat, oder es wird regionaler werden”, sagte Perissinotto der Nachrichtenagentur Ansa. Auf die Frage, ob eine Kapitalerhöhung, die Generali bislang ausgeschlossen hatte, sinnvoll gewesen wäre, antwortete Perissinotto: “Das hängt von der Zielsetzung ab. Persönlich habe ich immer Generali als eine sehr internationale Gruppe wahrgenommen. Das steckt in ihrer DNA. Generali in Triest ist vergleichbar mit Coca-Cola in Atlanta oder Boeing in Seattle.” Italien sei ein eher “lebloser” Kapitalmarkt.
Die Abrechnung Perissinottos zeigt auf, auf welche Diskussionen sich sein Nachfolger Mario Greco bei Europas drittgrößtem Versicherungskonzern einstellen muss. Perissinotto wurde aufgrund der enttäuschenden Aktienkursentwicklung und persönlicher Animositäten mit Großaktionären wie Mediobanca aus dem Amt gedrängt. Die Speerspitze des Putsches bildete Leonardo Del Vecchio, Gründer des Brillenkonzerns Luxottica, der drei Prozent an Generali hält.
Er warf Perissinotto vor, “viel Finanz und wenig Versicherung” zu machen – und kritisierte damit auch die Expansion ins Ausland, beispielsweise nach Russland oder Tschechien.
Ex-Zurich-Manager Greco, der im August antritt, hat nun die Aufgabe, Generali wieder an die Rivalen Allianz und Axa heranzuführen. Neben der Zukunft der Auslandsbeteiligungen muss Greco darüber entscheiden, ob eine Kapitalerhöhung notwendig ist. Denn die Italiener müssen den tschechischen Geschäftsmann Petr Kellner aus der gemeinsamen Holding PPF herauskaufen. Der Preis dürfte sich bei rund 2,5 Mrd. Euro bewegen.