Die Allianz Re hat eine Software entwickelt, mit der es leichter möglich sein soll, wetterbedingte Schäden an landwirtschaftlichen Nutzflächen zu messen. Das Programm stützt sich auf Radarbilder und kann das Wachstum von Pflanzen messen und im Schadenfall Ursache und Ausmaß des Verlustes ermitteln. “So können wir das aktuelle Ertragspotential einer landwirtschaftlichen Nutzfläche einschätzen und beobachten, wie sich der Ertrag während der Vegetationsperiode entwickelt”, sagt Thomas Heintz, Agrarwissenschaftler und Leiter des Bereichs Agriculture der Allianz Re. Das macht die Schadenermittlung leichter und genauer und für den Versicherer kostengünstiger.

Von der Software erhofft sich die Allianz Re einen technologischen Vorsprung gegenüber Mitbewerbern in der Agrarversicherung. “Wenn es zu einer europaweiten Einführung der Mehrgefahrenversicherung kommt, sind wir mit dem Programm dafür gerüstet”, sagt Heintz.

Denn das Programm soll nicht nur im Schadenfall Ernteverluste messen, sondern auch im gesamten Versicherungsjahr die Nutzflächen beobachten. “Wir können wöchentlich sehen, ob eine Fläche überschwemmt wurde oder unter anhaltender Dürre leidet”, sagt er. “So können wir uns auch besser auf mögliche Schäden einstellen und Schadenreserven aufbauen.”

Mit dem Abschluss einer Erntemehrgefahrenversicherung können sich Landwirte dagegen versichern, dass Dürre, Flut, Frost oder Starkregen die Ernte zerstören. Dabei trägt der Staat das Grundrisiko und verbilligt die Prämien durch Zuschüsse. In vielen Ländern wie Kanada, den USA, Spanien, Italien oder Frankreich können Bauern diese Police schon abschließen. In Deutschland gibt es diese speziellen Deckungen noch nicht. Das liegt daran, dass die Agrarlobby bremst. Sie fürchtet, dass die Bundesregierung dafür kein Geld zahlen will. Dann würden Zuschüsse aus dem EU-Subventionstopf für die Landwirtschaft abgezweigt, zu Lasten der Bauern. Die Versicherer hoffen auf eine einheitliche Regelung für ganz Europa bis zum Jahr 2013. Dann werden die Agrarsubventionen für die Europäische Union neu verhandelt.

Die Deckung von Agrarrisiken ist für die Rückversicherer auch international ein attraktiver Markt. Mit dem Softwareprogramm will die Allianz Re die Versicherung von landwirtschaftlichen Risiken in Schwellenländern vereinfachen. “Gerade in Südostasien ist ein großer Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche nicht versichert”, sagt Heintz. “Das liegt auch daran, dass Schäden aus Naturkatastrophen schwer zu bemessen sind, wenn das Ertragspotential des Feldes unmittelbar vor dem Ereignis nicht eindeutig bestimmbar ist.” Auch da könnte die neue Software helfen.