Reinhold Schulte, Chef der Signal Iduna und Vorsitzender des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV), verlangt, dass sich der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) von der Munich Re-Tochter Ergo distanziert. “Der Ruf der Branche ist beschädigt, das ist gar keine Frage”, sagte Schulte mit Blick auf die Reise von Vertretern der Ergo-Gesellschaft Hamburg-Mannheimer International (HMI) nach Budapest, bei der das Unternehmen Prostituierte für die Vertreter anheuerte. “Das zieht alle Unternehmen, die seriös arbeiten, in so etwas hinein.” Er habe in seiner 39-jährigen Karriere noch keinen Vorgang erlebt, der die Branche derart bewegt habe. “Auch das Präsidium des GDV muss sich eindeutig von solchen Vorgängen distanzieren”, sagte er. “Ich werde das auf der nächsten Präsidiumssitzung ansprechen.” Schulte ist Mitglied des Gremiums, ebenso wie Munich Re-Chef Nikolaus Von Bomhard und Ergo-Vorstandsvorsitzender Torsten Oletzky.

Schulte sagte, komplexe sozialpolitische Gespräche, die er in seiner Eigenschaft als PKV-Vorsitzender führe, seien belastet. “Mit welchem Politiker ich auch spreche, die erste Frage ist: Können Sie sich vorstellen, dass dies auch bei anderen Unternehmen der Fall ist?”
Schulte ist die Ergo-Gruppe nicht nur wegen der Skandalreise ein Dorn im Auge. “Ich sehe die Entwicklung bei diesem Unternehmen sehr kritisch”, sagte er zu Ergo. “Da gab es ja noch ein paar andere Dinge, die uns in der Branche in eine Situation gebracht haben, in der man nicht unbedingt zu Werbeaussagen stehen konnte.”
Damit reagierte Schulte auf die Werbekampagne der Ergo, mit der die Munich Re-Tochter seit Mitte 2009 alle Versicherer als bürokratisch kritisiert und “Klartext statt Klauseln” verspricht. “Wenn man einen Werbefeldzug mit Leistungen macht, muss ich schon dahinter stehen”, sagte er weiter.

Die Signal Iduna gehört mit 5,6 Mrd. Euro Prämie und Kapitalanlagen von 52 Mrd. Euro zu den mittelgroßen Versicherungskonzernen und kontrolliert auch eine Reihe von Banken.