Nikolaus von Bomhard ist verärgert. Genau zur Hauptversammlung der Munich Re sorgt eine Konzerntochter für negative Schlagzeilen: Bis vergangenen Herbst hatte der Erstversicherer Ergo Millionengeschäfte mit der Skandalfirma Infinus betrieben – trotz interner Warnungen. Das hatte die digitale Tageszeitung „Handelsblatt Live“ unter Berufung auf einen Berichtsentwurf der Ergo-Konzernrevision und Aussagen beteiligter Personen berichtet. 

„Ergo hatte ein gutes Jahr und deswegen ärgert es mich, was Sie – wenn Sie es denn taten – im Internet lesen konnten“, sagte von Bomhard, Chef des Dax-Konzerns, am Mittwoch bei der Hauptversammlung vor 3500 Aktionären in München. „Es ist für mich enttäuschend, dass die Geschäftsbeziehung nicht gleich abgebrochen wurde, als ernste Zweifel am Geschäftsmodell bekannt wurden.“ Man müsse sich auch fragen, warum Wettbewerber vor der Munich Re reagiert haben. Nun sollen die Vorgänge „konsequent aufgearbeitet“ werden.

Von Bomhard nahm damit absehbare Aktionärskritik vorweg. „Es gibt anscheinend keinen Fettnapf, in den in Düsseldorf nicht irgendeiner hineintappt“, schimpfte Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutionelle Privatanleger in seiner Rede. Die Munich Re müsse bei Ergo Konsequenzen ziehen. Der Konzern aus Düsseldorf hatte in der Vergangenheit schon mit Luxusreisen und Bordell-Besuchen seiner Versicherungsvertreter Schlagzeilen gemacht.

Auch die Zahlen dürften von Bomhard nicht vollends glücklich machen. Denn die Munich Re, weltgrößter Rückversicherer, ist trotz geringer Katastrophenschäden voraussichtlich mit etwas weniger Gewinn ins Jahr gestartet als 2013. „Insgesamt dürfte das Ergebnis des ersten Quartals bei etwa 900 Millionen Euro liegen“, sagte von Bomhard. Ein Jahr zuvor hatte die Munich Re unter dem Strich 972 Millionen Euro verdient – Analysten hatten auch diesmal mit mehr als 950 Millionen gerechnet. Der Rückversicherer bekommt zunehmend die niedrigen Marktzinsen und den scharfen Wettbewerb um Kunden zu spüren.

Das Quartalsergebnis könne man nicht einfach auf das Gesamtjahr hochrechnen, warnte von Bomhard. In den ersten drei Monaten habe es kaum Großschäden gegeben. Für 2014 peilt er weiterhin einen Überschuss von 3 Milliarden Euro an. Das wären rund zehn Prozent weniger als die 3,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Dabei hatte der Dax-Konzern allerdings von einer niedrigen Steuerquote profitiert. Detaillierte Quartalsergebnisse will er am 8. Mai veröffentlichen.

Für das Gesamtjahr geht von Bomhard weiterhin davon aus, dass der Gewinn auf drei Milliarden Euro sinkt. 2013 waren es 3,3 Milliarden Euro, auch wegen Sondereffekten wie ungewöhnlich niedriger Steuerlasten. „Diese Effekte werden sich 2014 nicht wiederholen.“ Das Ziel für 2014 sei zwar ambitioniert angesichts der sinkenden Rendite auf Kapitalanlagen und einer wieder normalen Steuerbelastung, sagte der Vorstandschef – aber „aufgrund der Qualität und Profitabilität unseres Kerngeschäfts“ erreichbar.

In den Verhandlungen mit Rückversicherungskunden machten sich bis Anfang April die erwarteten Preiskämpfe bemerkbar. „Wir können uns von diesem Trend nicht vollständig abkoppeln“, sagte von Bomhard. Er verwies darauf, dass sich zunehmend branchenfremde Investoren wie etwa Hedgefonds mit den Rückversicherern um das Geschäft balgen. „Diese Beobachtungen treffen leider zu und wir nehmen sie sehr ernst. Schon lange haben wir einen derart intensiven Wettbewerb nicht mehr gesehen“, betonte der Manager.

„Aber wir haben eben auch gesehen, dass Munich Re von diesen zyklischen Marktbewegungen weniger betroffen ist als der Markt insgesamt“, sagte von Bomhard. Zuversichtlich stimme ihn, dass die Munich Re anders als einfache Investoren bei der Kundschaft – den Erstversicherern – mit Fachwissen und maßgeschneiderten Angeboten punkten könne. Das habe sich bei der Erneuerungsrunde im Januar gezeigt.