Die lang gehegten Börsenpläne des drittgrößten deutschen Versicherungskonzerns Talanx werden konkret. Das Unternehmen aus Hannover werde noch diesen Monat die Börsenpläne offiziell bekannt machen, sagten Versicherungskreise der FTD. Das Unternehmen wolle mit einer Kapitalerhöhung im Juni etwas weniger als 1 Mrd. Euro einsammeln, meldete die Agentur Reuters unter Berufung auf zwei Insider. Mit 300 Mio. Euro kann Talanx dabei von seinem japanischen Partner Meiji Yasuda rechnen, der eine Wandelanleihe in Aktien tauschen wird. Am Markt müsste Talanx damit 600 Mio. bis 700 Mio. Euro erlösen. Der Versicherer hatte seit 1997 einen Börsengang angekündigt.
 
Talanx sei bereit, sich parallel auch an der Börse in Warschau listen zu lassen, sagte der Chef der polnischen Finanzaufsicht Andrzej Jakubiak, der Zeitung “Dziennik Gazeta Prawna”. Seine Behörde hatte die Genehmigung für zwei Übernahmen von Talanx in Polen mit einer Börsennotierung in Warschau verknüpft.
“Intern stehen alle Zeichen auf Grün”, sagte einer der Insider zu Reuters. Nach dem Börsengang sollen den Kreisen zufolge 25 bis 30 Prozent an Talanx gelistet sein, was für den Einzug in den Nebenwerteindex MDAX reichen würde. Die Konzerngesellschaft Hannover Rück, an der Talanx 50,1 Prozent hält, ist bereits börsennotiert. Talanx gehört dem Versicherungsverein HDI VVaG, der von der Industrie kontrolliert wird. Der Verein will auf jeden Fall die Mehrheit an einem der größten Industrieversicherer Europas behalten.
 
Hält Talanx den Zeitplan ein, würde der Versicherer fast im Gleichschritt mit dem Chemiekonzern Evonik an die Börse streben. Beiden kommt Finanzkreisen zufolge aber die Rheinmetall-Autozuliefertochter Kolbenschmidt Pierburg (KSPG) zuvor, deren Börsengang schon Anfang Juni erwartet wird. Der Chemiekonzern H.C. Starck, der den Finanzinvestoren Advent und Carlyle gehört und ebenfalls zu den potenziellen Börsenneulingen zählt, wird den Schritt dagegen erst im Herbst angehen.
Die Bewertung von Talanx bei dem geplanten Börsengang entspricht einem Unternehmenswert von rund 4 Mrd. Euro. Der Buchwert des Eigenkapitals liegt zwar bei 5,4 Mrd. Euro. Doch wird auch der deutsche Marktführer Allianz nur mit dem 0,8-Fachen dieser Kennzahl bewertet. Bei Börsengängen fordern Investoren in der Regel einen Nachlass von mehr als 15 Prozent als Kaufanreiz.