Kräftige Prämien- und Gewinnzuwächse geben dem drittgrößten deutschen Versicherer Talanx eine Steilvorlage für seinen Börsengang. Das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) habe sich in den ersten drei Monaten des Jahres auf 546 (Vorjahr: 146) Millionen Euro fast vervierfacht, teilte der Konzern am Mittwoch in Hannover mit. Der Nettogewinn schnellte auf 211 (77) Millionen Euro.

Talanx profitiert massiv davon, dass im ersten Quartal Naturkatastrophen praktisch ausblieben – anders als Anfang 2011, als vor allem das verheerende Erdbeben in Japan bei den Versicherern ins Kontor schlug. Die Großschäden summierten sich gerade noch auf 61 Millionen Euro, vor einem Jahr waren es 572 Millionen Euro.

Zu Talanx gehört der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück. Mit den Kapitalanlagen verdiente Talanx 15 Prozent mehr als vor einem Jahr. Dem Konzern seien vor allem Kursgewinne in den Büchern zugute gekommen.

Finanzkreisen zufolge peilt Talanx den Börsengang für die letzte Juni-Woche an. Offiziell angekündigt werden müsste er damit Ende Mai. Die Vorbereitungen laufen; zuletzt wurde das Aktienkapital neu eingeteilt, um externe Anteilseigner aufnehmen zu können.

Bisher ist der HDI Haftpflichtverband der Deutschen Industrie – ein Zusammenschluss deutscher Industrieunternehmen – Alleineigentümer. Doch die wachsende Verunsicherung über die Zukunft Griechenlands und andere Schuldenstaaten in der Euro-Zone lastet auf den Aktienmärkten. „Wir bereiten uns auf den Börsengang vor. Aber wir schauen sehr genau auf die Märkte“, sagte ein Talanx-Sprecher.

Laut Bankern will der Versicherer nur rund ein Viertel seiner Anteile verkaufen, der Erlös läge damit bei weniger als einer Milliarde Euro. Rund 300 Millionen davon kämen schon vom japanischen Kooperationspartner Meiji Yasuda, der eine Wandelanleihe in diesem Volumen hält.

Talanx will die Anleger vor allem mit Geschäftserfolgen in Ost- und Zentraleuropa sowie in Südamerika locken. „Das kräftige Wachstum im internationalen Geschäft ist ein klares Signal, dass unsere Wachstumsstrategie greift“, sagte Vorstandschef Herbert Haas.

Die Privat- und Firmenversicherung im Ausland wuchs im ersten Quartal gemessen an den vereinnahmten Prämien um 10,1 Prozent – vor allem in Lateinamerika. In Polen hat sich Talanx mit zwei Zukäufen – Warta und TU Europa auf Rang zwei unter den größten Versicherern vorgeschoben. Der Erlös aus dem Börsengang soll für die Finanzierung der beiden Akquisitionen verwendet werden.

Im Konzern stiegen die Bruttoprämien um acht Prozent auf 7,6 Milliarden Euro, obwohl das vor einer Neuorganisation stehende Geschäft mit Privatkunden und Firmen in Deutschland schrumpfte. Der Schwerpunkt von Talanx liegt in der Industrieversicherung, die um 12,2 Prozent wuchs.

In den Erwartungen für das Gesamtjahr 2012 blieb Talanx mit Blick auf den Börsengang vage: „Der Konzern strebt 2012 ein organisches Wachstum der gebuchten Bruttoprämien an, das den Steigerungsraten der vergangenen zwei Jahre entsprechen soll“, bekräftigte der Versicherer nur. 2010 hatte der Zuwachs bei neun, 2011 nur bei 3,3 Prozent gelegen. Börsenkandidaten sind mit Prognosen vorsichtig, weil sie den Anlegern keinen Grund zu Klagen geben wollen.