Der zur britischen Old Mutual Gruppe gehörende Versicherer Skandia baut sein Deutschland-Geschäft radikal um. Die Gesellschaft plant, ihr Retail-Segment für das Neugeschäft zu schließen und sich stattdessen auf vermögende Privatkunden zu konzentrieren.
Die Berliner Deutschland-Zentrale, die 300 Mitarbeiter zählt, soll sich künftig nur noch um Service für die Bestandskunden und die Verwaltung der Policen kümmern. Über einen Stellenabbau verhandelt der Versicherer derzeit mit dem Betriebsrat. “Ein großer Teil der Arbeitsplätze wird wahrscheinlich erhalten bleiben”, sagt eine Sprecherin.
Der Versicherer ist seit 1991 im deutschen Markt aktiv. Im Jahr 2010 kam er auf Prämieneinnahmen von 448,3 Mio. Euro, Zahlen für 2011 hat der Versicherer noch nicht veröffentlicht. Im Bestand befinden sich rund 360.000 Verträge mit einer Versicherungssumme von 12,4 Mrd. Euro. Das sind vor allem fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen sowie Dread-Disease-Policen, mit denen sich Kunden gegen die finanziellen Folgen schwerer Krankheiten absichern können.
Vor allem mit dem Verkauf von Lebenspolicen tun sich Versicherer in Deutschland momentan sehr schwer. Nach einem kurzen Aufschwung Ende vergangenen Jahres läuft das Geschäft momentan wieder schlechter. Insbesondere fondsgebundene Policen sind schwer unters Volk zu bringen. Bei diesen Verträgen trägt der Kunde das Verlustrisiko. Viele Anleger haben sich in der Finanzkrise mit den Policen eine blutige Nase geholt. Skandia zieht jetzt die Konsequenzen aus dieser Situation.
Der Schritt sei Teil einer Neuausrichtung von Old Mutual im europäischen Markt, so der Konzern. Im Januar hat die Gruppe bereits die Skandia-Gesellschaften in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und Polen zu der neuen Geschäftseinheit Old Mutual Wealth Management Europe zusammen geführt, um sich besser auf vermögenden Kunden konzentrieren zu können.
Skandia ist optimistisch, dass dieser Ansatz in Deutschland fruchtet. “Die Erfahrungen der Skandia in Frankreich und Italien zeigen, dass dieses dort bereits 2009 von der Old Mutual Gruppe eingeführte Geschäftsmodell erfolgreich ist”, sagt Hermann Schrögenauer, Vorstand Marketing und Vertrieb der Skandia. “Dort vertrauen rund 91.000 wohlhabende Kunden mit einem Vertragsvolumen von 5,8 Mrd. Euro der internationalen Reputation des Unternehmens und seinen Investmentspezialisten.”
In Deutschland werden die vermögenden Kunden in Zukunft von Stuttgart aus betreut. Dort soll ein neuer Standort mit neuen Produkten entstehen. Was für Verträge das sind, könne man jetzt noch nicht sagen. “Wir sind noch in Planung”, sagt die Sprecherin. Das werde sich im Laufe des Jahres herauskristallisieren.