Kaum Großschäden und zugleich freundliche Börsen: Die Munich Re ist mit einem sehr ordentlichen Gewinn ins neue Jahr gestartet, rechnet für die nächsten Quartale aber mit mehr Gegenwind. “Im April kehrte die Nervosität zurück”, sagte der Finanzchef des weltgrößten Rückversicherers, Jörg Schneider, am Dienstag. Zwar habe sich das Versicherungsgeschäft im zweiten Quartal bislang ordentlich entwickelt, doch gebe es an den Finanzmärkten wieder mehr dunkle Wolken.

Vor allem Griechenland, das nach der Wahl vom Wochenende unregierbar zu sein scheint, bereite Sorgen. Frankreich werde dagegen auch unter dem neuen Präsidenten Francois Hollande, der die EU-Sparbeschlüsse infrage stellt, nicht an den Realitäten vorbeikommen.

Um nicht zu stark von einzelnen Investments abhängig zu sein, will der Dax-Konzern seine Kapitalanlagen von 212 Milliarden Euro noch breiter streuen. Das Unternehmen musste zudem zuletzt für die starken Tornados in den USA geradestehen und stellt sich auf neue, auch schwere Erdbeben im Großraum Tokio ein. An einem schwachen Börsentag verloren die Aktien der Münchener Rück 1,7 Prozent auf 106 Euro.

Der Überschuss summierte sich von Januar bis März 2012 auf 782 Millionen Euro, nachdem im Jahr zuvor wegen der verheerenden Erdbeben in Japan und Neuseeland ein Verlust von 948 Millionen Euro zu Buche stand. Den etwas kleineren Erzrivalen Swiss Re konnte die Münchener Rück damit nicht übertrumpfen.

Denn während die Bayern im Rahmen der Markterwartungen blieben, konnten die Schweizer mit 1,14 Milliarden Dollar, umgerechnet 875 Millionen Euro, fast doppelt so viel Gewinn einfahren wie Analysten erwartet hatten. Auch die Swiss Re verdiente prächtig an den Kapitalmärkten und arbeitete im Kerngeschäft noch rentabler als die ebenfalls stark verbesserte Münchener Rück.

Im laufenden zweiten Quartal gab es bisher gleich mehrere Tornados in den USA. Einer der Wirbelstürme im April wird die Münchener Rück einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag kosten, wie Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek sagte. Im Großraum Tokio, für die Versicherungsbranche eine der potenziell größten Schadenregionen der Welt, gebe es zudem einen “erhöhten Stress in der Erdkruste”.

Dadurch seien neue Erdstöße wahrscheinlicher als zuletzt. Der für die Munich Re errechnete schlimmste Fall – ein Erdbeben, das statistisch nur einmal in 200 Jahren vorkommt – würde eine Belastung von 2,5 Milliarden Euro bringen. Das wäre eine Milliarde Euro mehr als das Beben samt Tsunami im März 2011 kostete, das sich rund 400 Kilometer nördlich der japanischen Hauptstadt ereignete.

Im ersten Quartal fielen nur Belastungen aus Großschäden von 264 Millionen Euro an, nachdem es im Vorjahr satte drei Milliarden waren. Die größten Einzelschäden waren die Havarie des Kreuzfahrtschiffes “Costa Concordia” und Tornados in den USA.

Die Munich Re bekräftigte ihre Prognose für 2012: “Wir streben weiterhin ein Konzernergebnis in einer Größenordnung von 2,5 Milliarden Euro an”, sagte Finanzchef Schneider. Damit würde sich das Ergebnis mehr als verdreifachen. Dabei dürften die jüngsten Preisaufschläge helfen, die der Konzern durchsetzen konnte.

Bei der Erneuerungsrunde von Versicherungsverträgen zum 1. April in Japan, Korea und den USA fiel zwar das Volumen um 2,9 Prozent, die Preise zogen aber um fünf Prozent an. Auch im Juli, wenn Policen in den USA, Australien und Lateinamerika zur Neuverhandlung anstehen, erwartet die Münchener Rück vor allem bei Naturkatastrophen-Absicherungen steigende Preise.

Zudem nutzte der Konzern das freundliche Marktumfeld zu Jahresbeginn, um festverzinsliche Wertpapiere und Aktien zu verkaufen. Daraus resultierten Einnahmen von 310 Millionen beziehungsweise 151 Millionen Euro. Verluste gab es dagegen bei Derivaten, mit denen Kursrückgänge abgesichert werden. Das Kapitalanlageergebnis stieg insgesamt um knapp 15 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro.

Die auf das Jahr hochgerechnete Rendite lag bei 4,3 Prozent, dürfte wegen des niedrigen Zinsumfeldes in den nächsten Quartalen aber nicht zu halten sein. Denn wiederangelegte Gelder bringen dem Konzern derzeit weniger als drei Prozent Rendite.