Italiens größter Versicherer Generali greift den Platzhirsch Axa auf dessen französischem Heimatmarkt an. Vor allem bei den Lebensversicherungen haben die Italiener eine aggressive Politik zur Kundenbindung gefahren und damit die Brutto-Prämieneinnahmen im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 27,5 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro gesteigert. Bei den Sachversicherungen blieb Generali dagegen in Frankreich mit Prämieneinnahmen von 1,3 Milliarden Euro stabil.

An den Prämieneinnahmen gemessen ist Frankreich für die Italiener damit der wichtigste ausländische Markt und hat Deutschland auf den dritten Platz verwiesen. Für die aggressive Politik bei den Lebensversicherungen nahmen die Italiener in Frankreich auch einen Rückgang des operativen Gewinns um acht Prozent auf 246 Millionen Euro in Kauf. Insgesamt stiegen die Prämien bei Generali um 3,6 Prozent auf 19,8 Milliarden Euro.

Mit den Quartalszahlen hat Generali die Erwartungen der Analysten übertroffen. Im ersten Quartal fiel der Nettogewinn zwar um knapp 50 Millionen Euro auf 567 Millionen Euro. Aber das lag über den Erwartungen.

Für das Gesamtjahr hält der Vorstandsvorsitzende Giovanni Perissinotto an seinen Zielen fest. „Das ist der beste Start für ein 2012, das herausfordernd bleibt, in dem wir aber wachsen werden“, kommentierte Perissinotto die Zahlen. Er werde sich in den kommenden Monaten in den Kernmärkten auf die Effizienz und die Profitabilität konzentrieren und in den Wachstumsmärkten wie Osteuropa und Indien weiter expandieren. „Das erlaubt es uns, unserer Ziel zu bestätigen, ein operatives Ergebnis von 3,9 bis 4,5 Milliarden Euro zu erreichen“, sagte er.

Der Finanzvorstand Raffaele Agrusti betonte, dass Generali angesichts der Finanzkrise in Zukunft stärker in den Ländern anlegen wird, in denen es präsent ist. Kapital aus Deutschland soll stärker in Deutschland und Kapital aus Frankreich stärker in Frankreich investiert werden.

Die Investitionen in Aktien hat Generali im Lebensversicherungssegment mit 5,2 Prozent fast stabil gehalten, beim Sach- und Schadensversicherungsgeschäft ist der Aktienanteil von 9,1 Prozent auf 8,4 Prozent gesunken.

Auch der französische Versicherer Axa hat Zahlen vorgelegt. Im ersten Quartal hat der Konzern seinen Umsatz um 1,8 Prozent auf 28,056 Milliarden Euro gesteigert. Mit 15,956 Milliarden Euro stagnierten die Einnahmen aus den Lebensversicherungen praktisch. Darin ist ein positiver Wechselkurseffekt enthalten, den der Konzern auf 3,1 Prozent beziffert. Die Nettozuflüssen sanken von 3,5 Milliarden auf 2,2 Milliarden Euro. Im Schadensgeschäft stiegen die Einnahmen um 4,8 Prozent auf knapp zehn Milliarden Euro.

Hinter den insgesamt positiven Nettozuflüssen stehen unterschiedliche Entwicklungen je nach Produkt und Region. In Frankreich war der Saldo Null, in Italien dagegen gab es Nettoabflüsse. Auf dem französischen Markt gibt es unterschiedliche Vertragsarten: Rund 85 Prozent der Lebensversicherungen haben eine Laufzeit von acht Jahren, garantierte Verzinsung und lauten auf Euro. Der weitaus kleinere Teil betrifft fondsähnliche Versicherungen, bei denen es nicht nur keine garantierte Verzinsung, sondern auch die Möglichkeit eines Kapitalverlustes gibt. Bei Axa sind die Relationen etwas anders, hier machen die klassischen Verträge nur ungefähr 70 Prozent des Geschäftes aus.

Das Unternehmen passt sich damit dem wandelnden Anlegerverhalten an. Seit Monaten beobachten die französischen Versicherer insgesamt Nettoabflüsse bei dem zinsgarantierten Lebensgeschäft: Angesichts sinkender Verzinsung haben die Sparer immer weniger Interessen an dieser Anlageform, auch wenn sie – bei Einhaltung der achtjährigen Laufzeit – immer noch steuerfrei ist. 2011 betrug die von Axa gezahlte Verzinsung 3,0 Prozent.

Die angestrebte Expansion des Konkurrenten Generali auf dem französischen Markt kommentiert Axa nicht. Man verweist nur darauf, dass das eigene Unternehmen mit einem stabilen Lebens- und einem um zwei Prozent gewachsenen Schadensgeschäft in Frankreich in einer starken Position sei.

Bedenklich sieht es bei dem wesentlich kleineren Konkurrenten CNP aus, der in Frankreich Marktführer für Personenversicherungen ist. Dessen weltweiter Umsatz ging um 12,9 Prozent zurück. Bei den Lebensversicherungs- und Anlageprodukten spricht CNP von Nettoabflüssen in Höhe von 2,0 Milliarden Euro in Frankreich.