Wenn sich Versicherer von den neuen EU-Aufsichtsregeln Solvency II bei ihren Kapitalanlagen leiten lassen, wirkt sich das äußerst negativ auf ihre Kapitalerträge aus. Das sagte Bernd Zens, Kapitalanlage-Chef der Kölner Versicherungsgruppe DEVK. “Wenn wir das machen würden, könnten wir nur noch in Staatsanleihen investieren.” Das mache unter Renditegesichtspunkten keinen Sinn. Die DEVK habe beschlossen, ihre Strategie nicht auf den Kapitalbedarf unter Solvency II abzustellen, sagte Zens. “Kapitalanlagen sollten nicht von zweifelhaften regulatorischen Konstrukten getrieben werden.” Deshalb hält das Unternehmen keine deutschen Staatsanleihen, obwohl es dafür nur wenig Eigenkapital vorhalten müsste.
Zens kritisierte die Politiker: Mit Solvency II mache der Staat die Versicherer zum “Selbstbedienungsladen”, weil er sie in Staatsanleihen treibe. Die DEVK – ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit – setzt stattdessen auf Pfandbriefe und andere gedeckte Papiere. Bei den Neuanlagen erzielte die Gruppe 2011 sowohl in der Lebens- als auch in der Schaden-/Unfallversicherung eine Rendite von mehr als 4 Prozent. “Wir haben kein akutes Problem”, sagte Zens. “Bis weit in 2013 hinein können wir uns noch ein bisschen vom Markttrend abkoppeln.” Anders werde es aussehen, wenn das Zinsniveau noch fünf Jahre so niedrig bleibe. 2011 betrug das Nettoergebnis aus Kapitalanlagen 516 Mio. Euro, das waren 7,2 Prozent weniger als 2010.
Die DEVK habe nach wie vor ein hohes Eigenkapital, sagte der Vorstandsvorsitzende Friedrich Gieseler. Das erlaube es dem Versicherer, den harten Wettbewerb in der Autoversicherung auch dann durchzuhalten, wenn es mal nicht so gut läuft. “Da haben wir im Vergleich zu vielen anderen sehr gute Möglichkeiten”, sagte er.
Bei der Sanierung des Kfz-Geschäfts habe die DEVK, die Nummer 5 in der Pkw-Versicherung, im vergangenen Jahr gute Fortschritte gemacht. Das Unternehmen hatte die Prämien um 6 bis 7 Prozent angehoben. Es verzeichnete am Jahresende ein Beitragsplus von 5,1 Prozent auf 789 Mio. Euro. Da die Schäden weniger stark zulegten und die Kosten sanken, verbesserte die DEVK die Schaden-/Kostenquote in der Autoversicherung von 112,0 Prozent auf 107,2 Prozent. Das heißt pro eingenommenem Prämien-Euro gab sie 1,07 Euro für Schäden und Kosten aus. “2012 werden wir noch weiter kommen und eine schwarze Null erreichen”, hofft Gieseler.
Im Wechselgeschäft am Jahresende spürte die DEVK die Folgen der Prämienerhöhungen: Sie verlor etwas mehr Kunden an die Konkurrenz, als sie von ihr gewinnen konnte. Trotz der Sanierungsbemühungen habe der Versicherer nach wie vor wettbewerbsfähige Prämien, sagte Vorstand Engelbert Faßbender. “Wir werden uns weiter im preisgünstigen Segment positionieren”, sagte er. Insgesamt gehen die Prämien in der Autoversicherung zur Zeit nach oben.
In der Schaden-/Unfallversicherung erzielte die Gruppe im vergangenen Jahr insgesamt Beitragseinnahmen von 1,4 Mrd. Euro. Das war eine Steigerung um 4,5 Prozent, verglichen mit einem Marktwachstum von 2,7 Prozent. In der Lebensversicherung gab es ein leichtes Minus von 1,0 Prozent auf 817 Mio. Euro. Damit schnitt der Kölner Versicherer deutlich besser ab als die Branche insgesamt, die einen Rückgang um 4,6 Prozent verzeichnete. Die Beitragseinnahmen der Gruppe stiegen um 3,2 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro. “Wir haben in allen Sparten Marktanteile gewonnen”, sagte Konzernchef Gieseler.