Die Allianz warnt vor neuen Konjunkturprogrammen zur Ankurbelung der lahmenden Wirtschaft in der Euro-Zone. “Wenn jetzt lautstark Konjunkturprogramme gefordert werden, dann muss man meines Erachtens sehr vorsichtig sein”, sagte Vorstandschef Michael Diekmann am Mittwoch auf der Hauptversammlung von Europas größtem Versicherer in München. “Zusätzliche schuldenfinanzierte Belastungen könnten das System überfordern.”

Vor allem der neue französische Präsident François Hollande hat sich zuletzt für neue Wachstumsimpulse eingesetzt und stellt damit den geschlossen Pakt der Euro-Zone zur Schuldendrosselung infrage. Zudem droht wieder eine Eskalation der Krise, wenn Griechenland, wie es nach den jüngsten Wahlen scheint, regierungsunfähig bleibt und die zugesagten Sparmaßnahmen nicht einhält. Dann könnte ein Euro-Austritt wieder realistischer werden.

Diekmann ergänzte, zuletzt habe vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren Liquiditätsspritzen in Höhe von mehr als einer Billion Euro den Banken unter die Arme gegriffen und so eine drastische Einschränkung der Kreditvergabe verhindert. Solche Maßnahmen und die seit Jahren niedrigen Zinsen hätten aber auch schädliche Nebenwirkungen, vor allem für Sparer und Versicherer. Es bestehe das Risiko, dass eine expansive Geldpolitik Ausgangspunkt der nächsten Blase sein könnte. “Je schneller also die Rückkehr zu einer normalen Geldpolitik gelingt, desto besser”, so Diekmann.

Die Politik habe mittlerweile mit dem dauerhaften Rettungsmechanismus und einer verpflichtenden Schuldenbremse die richtigen Weichen gestellt. “Allerdings wird der notwendige Anpassungsprozess über Jahre andauern.” Die Schuldenländer müssten konsequente Reformen umsetzen, um so Wachstum zu schaffen. “Nur so kann das Vertrauen aller Beteiligten nachhaltig zurückgewonnen werden.”

Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken, sieht ebenfalls Gefahren durch die Probleme der Euro-Zone. „Konzernergebnis und Aktienkurs werden derzeit empfindlich belastet durch die europäische Staatsschuldenkrise und das Niedrigzinsumfeld. Hinzu kommen viele Baustellen im Kerngeschäft“, sagte Portfoliomanager Ingo Speich laut Redemanuskript auf der Hauptversammlung.

Auch angesichts des am Morgen bekannt gegebenen Gewinnsprungs sei er zwar von den Stärken der Allianz überzeugt. Sorgen mache ihm aber vor allem das Sachversicherungsgeschäft im Heimatmarkt Deutschland. Deshalb werde das künftig erreichbare Ertragsniveau bei weitem nicht an die goldenen Jahre 2006 und 2007 vor Ausbruch der Finanzkrise heranreichen. „Die Bäume werden für die Allianz in den nächsten Jahren nicht in den Himmel wachsen.“ Deshalb warnte Speich vor einer „Akquisitionshistorie“ und forderte „endlich eine aktionärsfreundliche Akquisitionspolitik“.

Nach dem Gewinneinbruch 2011 ist die Allianz gut ins neue Jahr gestartet. Im ersten Quartal stieg der Überschuss um knapp 60 Prozent auf mehr als 1,4 Milliarden Euro, teilte die Allianz am Mittwochmorgen mit. Im Vorjahreszeitraum hatten schwere Naturkatastrophen das Ergebnis gedrückt.

Auch beim Umsatz gelang die Trendwende. Die Erlöse stiegen leicht von 29,9 auf mehr als 30 Milliarden Euro. „Wie geplant haben alle drei Geschäftssegmente zum guten Start in das Jahr 2012 beigetragen“, sagte Allianz-Chef Michael Diekmann. Man sei auf Kurs, die Jahresziele zu erreichen.

Auch operativ lief es. Das operative Ergebnis erhöhte sich um rund 40 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Dank der ordentlichen Ertragslage verbesserte sich auch die bilanzielle Solidität weiter. Sowohl Eigenkapital als auch Solvabilitätsquote stiegen seit Jahresbeginn.