Hohe Belastungen aus Naturkatastrophen haben die Allianzim ersten Quartal 2011 nicht aus der Bahn geworfen. Das operative Ergebnis habe mit knapp 1,7 Milliarden Euro in etwa auf dem Vorjahresniveau gelegen, teilte Europas größter Versicherer am Mittwoch in München mit. Als Überschuss blieben gut 900 Millionen Euro hängen, nach 1,6 Milliarden im Jahr zuvor.

Der Dax-Konzern musste für Naturkatastrophen knapp 200 Millionen Euro mehr aufwenden und veräußerte angesichts stark schwankender Börsen weniger Wertpapiere gewinnbringend. Im Vorjahresquartal hatten die Münchener vor allem Aktien der chinesischen Bank ICBC abgestoßen, was ihnen allein 522 Millionen Euro in die Kasse spülte.

Insgesamt summierten sich die Naturkatastrophen-Lasten in den ersten drei Monaten 2011 auf rund 750 Millionen Euro. Das verheerende Erdbeben in Japan und der anschließende Tsunami machten dabei 320 Millionen Euro aus. Insgesamt hat die Allianz pro Jahr etwa 900 Millionen Euro eingeplant. Ihre Lasten aus den Überschwemmungen in der australischen Metropole Brisbane, dem Zyklon “Yasi” am Great Barrier Reef sowie dem Erdbeben in Neuseeland hatte Firmenchef Michael Diekmann zuvor bereits auf zusammen rund 300 Millionen Euro geschätzt.

Diese Ereignisse treffen finanziell besonders hart die beiden größten Rückversicherer Münchener Rück und Swiss Re. Sie dürften von Januar bis März tiefrote Zahlen geschrieben haben. Details werden in den nächsten Tagen erwartet. Die Hannover Rück hielt sich dank hoher Sondererlöse und aufgelöster Reserven in der Gewinnzone.

Diekmann sagte, die Allianz sei trotz des holprigen Starts auf Kurs, ihr Jahresziel zu erreichen. Der Versicherer hat sich für 2011 ein operatives Ergebnis von acht Milliarden Euro vorgenommen. Der Vorstand hat aber einen Sicherheitspuffer von 500 Millionen Euro nach oben oder unten eingezogen. 2010 hatte die Allianz den operativen Gewinn um 17 Prozent auf 8,24 Milliarden Euro gesteigert – das drittbeste Ergebnis der Firmengeschichte.

Das Unternehmen hebt sich mit dem Optimismus von den Rückversicherern ab. Die Hannover Rück hat gerade erst ihr Nettogewinn-Ziel um 150 Millionen auf 500 Millionen Euro gesenkt. Die Münchener Rück hatte ihre Gewinnprognose von 2,4 Milliarden Euro für 2011 bereits kurz nach dem Japan-Beben zurückgezogen.

Außerdem hat Diekmann die neuen Kapitalvorschriften für Versicherer scharf kritisiert. „Wenn wir jetzt wegen übertriebener Vorsicht unnötig zusätzliches Kapital bereitstellen müssen, dann schadet das allen“, sagte Diekmann am Mittwoch auf der Hauptversammlung in München. Schließlich seien die Versicherer – anders als Banken – überwiegend gut durch die Finanzkrise gekommen. Ihre Geschäftsmodelle seien auf nachhaltige und nicht kurzfristige Gewinne ausgerichtet.

Solvency II, wie die neuen Regeln genannt werden, würden zu hohen Schwankungen im Kapitalbedarf führen, kritisierte Diekmann. Das widerspreche der langfristigen Ausrichtung. Die Schwächen in den vorliegenden Entwürfen müssten ausgebessert werden, bevor das Regelwerk Anfang 2013 in Kraft treten solle. Sonst könnten die politisch gewollten Altersvorsorgeprodukte mit festen Garantien nur noch eingeschränkt angeboten werden. Diekmann sieht vor allem die Lebensversicherung – die Lieblingsanlage Millionen Deutscher – in Gefahr.

Solvency II verschärft die bisherigen Kapitalregeln und soll die Branche krisenfester machen – und so letztlich auch die Kunden besser schützen. Bisher spielen zum Beispiel Risiken der Unternehmen durch die milliardenschweren Kapitalanlagen keine Rolle. Das soll sich künftig ändern.