Der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern Talanx hat keine Sex-Parties organisiert. “Ich kann definitiv ausschließen, dass bei unseren Reisen für Vermittler Damen des Rotlichtmilieus an Bord gewesen sind”, sagte Talanx-Chef Herbert Haas gleich zu Beginn der Bilanz-Pressekonferenz der Gruppe. Er reagierte damit auf die Berichterstattung über eine Sex-Party der Ergo-Tochter HMI in Ungarn.

Reisen, mit denen besonders gute Vermittler belohnt wurden, habe es selbstverständlich auch in der Talanx-Gruppe gegeben, sagte Haas. Das gebe es in allen Industriezweigen. Die Tochtergesellschaft Aspecta sei etwa bekannt für “sehr interessante und sehr wertvolle” Incentive-Reisen. Was die Vertriebspartner jedoch auf solchen Reisen in ihrer Freizeit gemacht hätten, “wissen wir nicht”, sagte Haas. “Keuschheitsgürtel können wir nicht umhängen”, sagte Haas. “Wir waren da nicht involviert.”

Der Vorstandschef schloss überdies einen Börsengang in diesem Jahr nun definitiv aus. Dies passe nicht mehr ins wirtschaftliche Umfeld. Dazu zählten die Großschäden durch Katastrophen und die allgemeine wirtschaftliche Situation in Europa, insbesondere die Schuldenkrise in Südeuropa. 2012 will die Gruppe aber erneut einen Anlauf unternehmen. Geplant wird dies seit mehr als einem Jahrzehnt.

Dann wurde aber auch über die Bilanz gesprochen: Deutschlands drittgrößter Versicherer rechnet angesichts hoher Zahlungen für Großschäden durch Naturkatastrophen wie die in Japan und Neuseeland mit einem weiteren schwierigen Jahr. Die Belastungen durch Großschäden zu Jahresbeginn werden 2011 “Spuren im Ergebnis” hinterlassen, wie Talanx am Montag in Hannover mitteilte. Im ersten Quartal verdoppelten sich die Zahlungen für Schäden auf 675 Millionen Euro.

Damit dürfte sich der angepeilte Börsengang weiter verzögern. Die Prämieneinnahmen sollen im Gesamtjahr um drei Prozent auf über 23 Milliarden Euro steigen. Wachstum erwarte der Konzern vor allem in der Industrieversicherung, dem internationalen Privatkundengeschäft und der Rückversicherung, erklärte Vorstandschef Herbert Haas. Zur Talanx gehören die Marken HDI und Gerling, aber auch der börsennotierte Rückversicherer Hannover Rück.

Im abgelaufenen Jahr ließen hohe Lasten aus Naturkatastrophen den Nettogewinn um mehr als die Hälfte auf 220 Millionen Euro schrumpfen. Die Bruttoprämien erhöhten sich um 9,3 Prozent auf 22,9 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn (Ebit) sank um 31 Prozent auf etwas mehr als eine Milliarde Euro. Das Kapitalanlageergebnis erhöhte sich um ein Fünftel auf 3,2 Milliarden Euro. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote kletterte auf 100,9 (Vorjahr: 96,7) Prozent. Das heißt, der Versicherungskonzern verdiente in seinem Kerngeschäft kein Geld.