Der Versicherer Talanx hat angekündigt, im deutschen Privat- und Firmenkundengeschäft schrittweise 730 Stellen von insgesamt 5600 abzubauen. Die Streichungen erfolgen im Rahmen des Konzernumbaus. Betroffen sind vor allem Standorte, an denen Beschwerdemanagement, Policierung oder Vertragsverwaltung in der Sachversicherung abgewickelt werden. Diese Abteilungen will der Versicherer bündeln. Der Arbeitsplatzabbau soll stufenweise und sozial verträglich erfolgen, etwa über Altersteilzeit oder Vorruhestandsregelungen. Bis Ende 2015 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.
Der Konzern kämpft derzeit an mehreren Fronten. 2006 hatte Talanx den angeschlagenen Rivalen Gerling in Köln übernommen. Während der Zusammenschluss im Großkundengeschäft mit der Industrie besser lief als erwartet, misslang die Vereinigung der beiden Gesellschaften in der Lebensversicherung, dem Kern des Privatkundengeschäfts. Die Kosten für Verwaltung und Vertrieb liegen immer noch deutlich über denen der Konkurrenz. In der Schadenversicherung läuft es ähnlich.
Diese Baustellen sind ein großes Hindernis für den im Juni 2012 geplanten Börsengang des Versicherers. Mit einem umfassenden Sanierungsprogramm im Privat- und Firmenkundengeschäft will Talanx deshalb 245 Mio. Euro jährlich einsparen. Ohne diese Maßnahmen wird es schwer werden, Investoren zu gewinnen.
Zu den Einsparungen im Personalbereich gehört auch die Zentralisierung der Vertragsverwaltung, Policierung und des Beschwerdemanagements in der Sachversicherung. Statt wie bisher an 13 Standorten wird es diese Abteilungen künftig nur noch in Hannover und Essen geben, drei weitere Standorte in Stuttgart, Saarbrücken und Nürnberg werden übergangsweise ebenfalls erhalten bleiben.
“Jeder Mitarbeiter aus den betroffenen Abteilungen wird von uns bereits jetzt ein Angebot über einen wirtschaftlich und fachlich zumutbaren Arbeitsplatz erhalten”, sagte eine Konzern-Sprecherin. “Er kann jedoch an einem anderen Ort liegen.”