Was zum Teufel ist das? Donnerstag, kurz vor Mitternacht, man kommt nach zwei Tagen von einer Dienstreise zurück und hört schon beim Aufschließen der Haustür dieses Geräusch. Rauschen? Pladdern? Knarren?

Vorsichtig geht man ins Haus, guckt den Flur runter: Vorm Bücherregal stürzt ein Wasserfall. Wasser steht auf dem Fußboden, Wasser fließt die Treppe runter, der Keller voll, der Putz von Wänden und Decken runtergebrochen, die Möbel durchweicht. Wo ist der Haupthahn?

Das halbe Haus, eine gerade renovierte Villa in Reinbek bei Hamburg, ist von oben bis unten nass. Unter dem Dach, das werden die Klempner am nächsten Morgen feststellen, ist bei der Kälte eine Wasseruhr geplatzt. Schaden laut Kostenvoranschlag: 32.000 Euro. Wenigstens, denkt man, ist das Haus versichert.

Dann geht der Ärger los. Wochen wartet man auf das Schreiben vom Versicherer. Dann, kaum lesbar, auf billigem Papier, der Ton kasernenmäßig: “Sie haben grob fahrlässig gehandelt.” Die Abrechnung: Der Gutachter hat die Posten stark zusammengekürzt, und vom Rest will die Versicherung gerade mal 70 Prozent erstatten. 17.000 Euro. Der Anwalt rät anzunehmen, auch wenn man sich im Recht fühle, die Versicherer säßen so was aus. Das könne dauern.

Kennen Sie das? Gestern noch war der Versicherungsvertreter bei Ihnen im Wohnzimmer wahnsinnig nett. Heute lässt er sich nicht blicken. Und Sie fühlen sich nicht mehr als Kunde, sondern als Angeklagter. Selbst schuld?

Risikokunden droht der Rauswurf

19 Millionen Hausbesitzer haben eine Wohngebäudepolice – und die Versicherer wenig Freude damit. Seit Jahren ist das Geschäftsfeld im Minus; in der Branche sind mittlerweile Verluste von mehr als 4 Mrd. Euro aufgelaufen. Alternde Gebäude, marode Rohre, häufiger Frost – Leitungswasserprobleme machen fast zwei Drittel aller Schäden aus. Tendenz steigend. Folge: Das Geld ist knapp, das Konfliktpotenzial mit Kunden steigt.

Vor Beitragserhöhungen schrecken viele der 125 Versicherer zurück: Immobilienbesitzer sind begehrte Kunden, auch für andere Policen. Stattdessen drückt die Assekuranz die Kosten, auch im Schadenfall. Die Erstattungen seien “knauserig”, sagt Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Dass Versicherer nur einen Teil der Rechnung begleichen wollten, komme immer öfter vor. Nach mehreren Schäden drohe den Kunden auch schon mal der Rauswurf.

Das Risiko Wasser ist heikler, als viele glauben. Nicht nur wegen des Kleingedruckten. Größere Gefahren wie Überschwemmung nach starkem Regenfall deckt die Police in der Regel gar nicht ab. Dafür brauchen Hausbesitzer einen Elementarschutz, den die Branche erst neuerdings standardmäßig zur Wohngebäudepolice mitverkaufen will.