Die zahlreichen Großschäden des vergangenen Jahres und die anhaltend niedrigen Zinsen machen Deutschlands drittgrößten Versicherer Talanx vorsichtig. Für 2014 geht der Konzern deshalb von einem Gewinnrückgang aus, wie Vorstandschef Herbert Haas am Montag auf der Bilanzpressekonferenz in Hannover sagte. Der Nettogewinn solle bei „mindestens 700 Millionen Euro“ liegen – nach dem 2013 erwirtschafteten Rekordergebnis von 762 Millionen Euro, das allerdings wie bei der Tochter Hannover Rückmaßgeblich Sondereffekten geschuldet war.

Die größere Marktdurchdringung in der Industrieversicherung führe dazu, dass Talanx auch mehr Schäden schultern müsse, erklärte Haas. Für Großschäden hat er dieses Jahr 855 (2013: 705) Millionen Euro eingeplant. Auf Wachstum setzt Talanx vor allem im Ausland und ist künftig auch auf dem Börsenzettel in Warschau zu finden. Im heimischen Lebensversicherungsgeschäft dagegen, das wie bei der Konkurrenz unter Druck steht, sollen noch einmal die Kosten auf den Prüfstand gestellt werden.

Der verhaltene Ausblick prallte an den Anlegern ab. Die Talanx-Aktie legte bis zum Mittag knapp zwei Prozent zu und war damit Spitzenreiter im Nebenwerteindex MDax. Das dürfte vor allem an der deutlich höheren Dividende legen: Der Konzern will pro Aktie 1,20 (2012: 1,05) Euro ausschütten – mehr als Analysten erwartet hatten.

Haas zeigte sich mit dem abgelaufenen Jahr trotz Hochwasser und Hagel zufrieden und sprach von einem „robusten“ Ergebnis. „Es war ein Geschäftsjahr mit Licht und auch mit Schatten.“ Allein der Verkauf von Anteilen an der Swiss Life brachte rund 100 Millionen Euro und half, die Belastungen durch Naturkatastrophen zu schultern. Operativ kam Talanx dagegen nur langsam voran: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich um zwei Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Großschäden kosteten Talanx vor allem in der Industrieversicherung 838 (600) Millionen Euro, rund 130 Millionen Euro mehr als budgetiert.

Um die Zinszusatzreserve und die an die Kunden ausgeschütteten Bewertungsreserven in der Lebensversicherung zu finanzieren, lösteTalanx zudem stille Reserven auf, so dass das Kapitalanlageergebnis bei 3,8 Milliarden Euro stabil gehalten wurde. Doch im laufenden Jahr rechnet Talanx mit einem Einbruch der Rendite auf die eigenen Kapitalanlagen: Waren es 2013 noch 4,0 Prozent, werde sie 2014 bei 3,4 Prozent liegen.

Mit dem für den 23. April geplanten Zweitlisting an der Warschauer Börse will Talanx nach den Worten von Haas der gestiegenen Bedeutung Polens im Portfolio Rechnung tragen. Ziel sei es, mehr Anleger anzulocken. Eine Kapitalerhöhung sei dafür aber nicht geplant. Seit dem Kauf der Versicherer Warta und der bereits in Warschau börsennotierten TU Europa ist Talanx die Nummer zwei auf dem dortigen Markt und liegt damit deutlich etwa vor der Allianz. Sollten sich Gelegenheiten ergeben, den Marktanteil in Polen durch Übernahmen weiter auszubauen, dann werde sich Talanx diese sicherlich anschauen, sagte Haas.

Im deutschen Privat- und Firmenkundengeschäft steht dagegen weiter Konsolidierung auf dem Programm. „Wir verabschieden uns nicht aus dem deutschen Lebensversicherungsgeschäft“, bekräftigte Haas mit Blick auf die Tochter HDI Leben. „Hier ist das Marktpotenzial noch erheblich.“ Sobald die künftigen Weichen von der Regierung gestellt seien, dürfte hier nach seinen Worten auch wieder mehr Ruhe einkehren. Geplant ist unter anderem eine Entlastung der Assekuranz bei der Ausschüttung der Bewertungsreserven.