Der Münchener Versicherer Allianz hat mit der Auszahlung der Versicherungssumme für Schäden an Flugzeug und Insassen des seit über elf Tagen verschwundenen Flugs MH 370 von Malaysia Airlines begonnen. Das bestätigte eine Konzern-Sprecherin dem Handelsblatt. In Versicherungskreisen heißt es weiter, dass die Auszahlung sowohl an die Fluggesellschaft als auch an die Angehörigen der insgesamt 239 Insassen bereits in dieser Woche abgeschlossen sein soll.

Vergangene Woche wurde bekannt, dass Europas größter Versicherer das Versicherungskonsortium für Malaysia Airlines anführt. Die Boeing 777-200 der Malaysian Airlines mit der Flugnummer MH 370 war in der Nacht auf den 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking, als sie plötzlich vom Radar verschwand. Die Allianz hat bestätigt, dass sie ein Konsortium aus verschiedenen Versicherern der Fluggesellschaft anführt. Nach unbestätigten Angaben liegt die komplette Versicherungssumme bei 100 Millionen US-Dollar; wie viel davon die Allianz schultert, ist unklar.

In der Luftfahrtversicherung ist es üblich, dass die Versicherungssummen an Airline und Angehörige im Schadenfall schon früh ausgezahlt werden; oft enthalten die Policen Fristen, ab denen das Geld spätestens überwiesen werden muss. Versicherer ersparen sich damit auch Diskussionen darüber, ob sie nun für ein Flugzeugunglück aufkommen wollen oder nicht; letzteres könnte einen erheblichen Image-Schaden mit sich bringen.

Die Ermittlungen konzentrieren sich inzwischen auf mehrere Möglichkeiten: Sabotage, Entführung, Terrorakt oder Selbsttötung eines der Piloten. Für die Versicherer ist der Ausgang der Untersuchungen relevant: Grundsätzlich ist ein Flugzeug zwar sowohl gegen Schäden am Rumpf als auch an den Insassen versichert (engl. Hull & Liability, H&L). Terrorrisiken sind allerdings in der Regel nicht Bestandteil dieser Police und werden auf Wunsch der Fluggesellschaft optional abgeschlossen. Im Fall von MH 370 soll dieses Risiko bei einem Versicherungssyndikat von Lloyd’s of London liegen. Sollte in diesem Fall tatsächlich ein Terrorakt für das Verschwinden verantwortlich gewesen sein, müsste ein anderer Versicherer für den Schaden aufkommen.

Versicherer beteiligen sich unterdessen nach eigenen Angaben nicht aktiv an der Ursachenforschung. Man wolle sich da nicht einmischen und überlasse die Ermittlungen den zuständigen Behörden, sagten mehrere Vertreter von Versicherern, die als Konsortialpartner oder Rückversicherer an der Deckung von MH 370 beteiligt sind, dem Handelsblatt. Inzwischen suchen 26 Länder nach der Boeing, das Suchgebiet reicht von der kasachischen Steppe über einen Halbkreis bis in den südlichen indischen Ozean.