FrankfurtDie Finanz- und Schuldenkrise spielt im Geldbeutel der Allianz-Manager keine Rolle mehr: Vorstandschef Michael Diekmann verdiente 2012 insgesamt 6,62 Millionen Euro – das ist ein Viertel mehr als im Vorjahr und ein Schnaps mehr als in seinem bislang besten Jahr 2010, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht von Europas größtem Versicherer hervorgeht. Der gesamte Vorstand kassiert mit 44,7 Millionen Euro sogar gut 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Summe schließt Grundgehalt, kurz- und langfristige Boni sowie Pensionszusagen ein. Nicht alles wird folglich sofort ausgezahlt. Dennoch könnten die Zahlen die Debatte über hohe Managergehälter befeuern, die wenige Monate vor der Bundestagswahl auch in Deutschland immer intensiver geführt wird.
Diekmann, der die Allianz seit dem Frühjahr 2003 führt, liegt mit seiner Gesamtvergütung 2012 im oberen Drittel der Dax-Chefs, von denen die Abrechnung bislang vorliegt. Allerdings hat der Versicherer im abgelaufenen Jahr auch glänzend verdient, weil es vergleichsweise wenige Großschäden gab und die Vermögensverwaltung immer mehr abwirft. Der operative Gewinn stieg um ein Fünftel auf 9,5 Milliarden Euro, das zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte.

Und im besten Falle könnte es dieses Jahr weiter nach oben gehen, wie Diekmann im Geschäftsbericht bekräftigte: “Für das Jahr 2013 erwarten wir ein operatives Ergebnis von 9,2 Milliarden Euro – plus oder minus 500 Millionen Euro.” Größere Verwerfungen an den Kapitalmärkten seien derzeit eher unwahrscheinlich. Daher dürfte auch der Überschuss, zuletzt gut fünf Milliarden Euro, stabil bleiben oder leicht steigen.

Das Plus bei der Gesamtvergütung des Allianz-Vorstands fiel aber größer aus als der Ergebnissprung des Konzerns. Rechnet man die Boni für die Jahre 2010 bis 2012 hinzu – die die Vorstände nun zeitverzögert ausgezahlt bekommen – liegt die Gesamtvergütung der Führungsspitze sogar bei 53 Millionen Euro.

Für den durchschnittlichen Angestellten seien solche Summen kaum mehr vorstellbar, schallte es unlängst aus der Schweiz, erst recht, wenn für die Manager noch millionenschwere Antritts- und Abgangszahlungen hinzukommen. Die Eidgenossen machten ihrem Ärger in einer “Volksinitiative gegen die Abzockerei” Luft und stimmten dafür, dass die Aktionäre in der Hauptversammlung jedes Jahr neu über die Höhe der Managervergütungen von börsennotierten Firmen entscheiden sollen. Bisher ist das Sache der Verwaltungsräte, in Deutschland der Aufsichtsräte. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel kann sich für das Schweizer Modell erwärmen, wie sie in dieser Woche kundtat.

Noch stärker soll es künftig den Banken an den Kragen gehen, deren Ruf seit der Finanzkrise lädiert ist. Denn viele belohnten ihre Vorstände selbst dann noch mit üppigen Gehältern und millionenschweren Boni, als die Geldhäuser Verluste anhäuften und teils vom Steuerzahler gerettet wurden. Nach dem Willen des Europäischen Parlaments sollen Bonus-Zahlungen für Bank-Manager künftig nur noch so hoch ausfallen wie das Grundgehalt. Nur mit Zustimmung der Aktionäre wären Boni in doppelter Höhe möglich. Die EU-Finanzminister haben das im Großen und Ganzen abgesegnet. Wegen des großen Widerstands aus Großbritannien wird aber noch um einige Feinheiten gerungen.