Der Versicherungskonzern Baloise gibt nach einem Gewinneinbruch im Sog der europäischen Schuldenkrise seine langjährigen Ertragsziele auf. Angesichts volatiler Finanzmärkte sowie unsicherer Wirtschafts- und Zinsaussichten traut sich der fünftgrößte Schweizer Versicherer keine konkrete Prognose mehr zu und rückt von den bisher angestrebten 15 Prozent Eigenkapitalverzinsung (ROE) ab.

 

„Es ist unter Beobachtung und vorläufig sistiert“, sagte Konzernchef Martin Strobel am Donnerstag. Ein neues Ziel soll im Rahmen einer Langfristplanung in einem Jahr vorgelegt werden. Auch die bisher angestrebte kontinuierliche Steigerung des Gewinns je Aktie ist vorerst kein Thema mehr.

 

Die Aktionäre will Baloise mit Dividenden bei der Stange halten. Der Basler Konzern will trotz des Gewinneinbruchs unverändert 4,50 Franken je Aktie ausschütten und auch in Zukunft attraktive Dividenden zahlen. Das liegt im Branchentrend: Auch der deutlich größere Konkurrent Zurich Financial Services und der Rückversicherungs-Riese Swiss Re hatten ihre Aktionären großzügig bedacht und weiter hohe Zahlung in Aussicht gestellt. Ebenso hatte der europäische Branchenprimus Allianz trotz eines Gewinneinbruchs auf eine Dividendenkürzung verzichtet.

 

Spekulationen über Übergangsjahr

 

Bei den Anlegern kamen die Neuigkeiten trotzdem nicht gut an. Mit einem Minus von sechs Prozent auf 71,50 Franken waren die Baloise-Aktien mit Abstand größte Verlierer unter den insgesamt schwachen europäischen Versicherungswerten. „Trotz Gewinnwarnung im November ein eher magerer Ausweis“, erklärten die Analysten der Bank Notenstein. Und dass Baloise erst in einem Jahr neue Ziele nennen wolle, könnte Spekulationen über ein Übergangsjahr schüren.

 

2011 brach der Gewinn von Baloise um 86 Prozent auf 61,3 Millionen Franken (51 Millionen Euro) ein. Wertberichtigungen auf griechische Staatsanleihen sowie die Aktienanlagen und Goodwill-Abschreibungen auf das schleppende Kroatien-Geschäft summierten sich auf 247 Millionen Franken. Im Versicherungsgeschäft schlugen das Ende des Booms mit steuerbegünstigten Lebensversicherungen für vermögende Privatkunden und der starke Franken negativ zu Buche. Das Prämienvolumen sank um 15 Prozent auf 8,15 Milliarden Franken.

 

Damit kontrastiert der deutsche Konkurrent Talanx. Deutschlands drittgrößter Versicherer glänzte am Donnerstag vor seinem möglichen Börsengang mit einem mehr als verdoppelten Gewinn von 520 Millionen Euro.