Nach einem rabenschwarzen Jahr 2011 sind die Aussichten wieder rosig: Die Münchener Rück will dieses Jahr ihren Konzerngewinn auf rund 2,5 Milliarden Euro steigern, wie der weltgrößte Rückversicherer am Dienstag mitteilte. Vergangenes Jahr war der Überschuss um gut 70 Prozent auf 712 Millionen Euro eingebrochen. Vor allem die Erdbeben in Japan und Neuseeland sowie die Überschwemmungen in Thailand und Australien hatten der gesamten Branche Rekordschäden eingebrockt. Zudem gab es schmerzhafte Wertberichtigungen auf Aktien und Hellas-Bonds.

Letztere schlugen mit 1,2 Milliarden Euro zu Buche. „Aus dem Schuldenschnitt und Anleihentausch werden sich 2012 demgegenüber allenfalls noch relativ geringe Aufwendungen ergeben“, hieß es nun. Als Konsequenz aus der Schuldenkrise in Europa will der Dax-Konzern weniger Geld in Staatsanleihen der Industrienationen stecken. Dafür soll mehr Geld in Unternehmensanleihen, Bonds von Schwellenländern, Rohstoffe und eventuell auch Aktien fließen.

Das vergangene Jahr mit seinen zahlreichen Großschäden sei absolut ungewöhnlich gewesen, sagte Finanzchef Jörg Schneider. Zu den Gewinnplänen für 2012 sagte er in einer Telefonkonferenz: „Das ist kein hartes Ziel, aber die Größenordnung passt“. Mit dem angepeilten Gewinn von 2,5 Milliarden Euro wäre die Münchener Rück wieder auf dem Niveau der Vorjahre 2009 und 2010.

Ihre Aktionäre will die Münchener Rück nichts von dem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr spüren lassen. Unter den Dax-Konzernen „halten wir einen Spitzenplatz bei der Dividendenrendite“, betonte Konzernchef Nikolaus Bomhard in München. Der Konzern schütte wie zuvor 6,25 Euro je Anteilschein aus – und geht damit ans Eingemachte: Die Dividendensumme von 1,1 Milliarden Euro übersteigt den Jahresgewinn von 710 Millionen Euro, der binnen Jahresfrist um fast drei Viertel geschrumpft war. Dass die Münchener Rück überhaupt noch etwas verteilen hat, ist zu einem guten Teil dem Finanzamt zu verdanken: Gut eine halbe Milliarde Euro an Steuerertrag verbuchte der Versicherungsgigant, da er Verluste durch Erdbeben, Wirbelstürme und Überflutungen von der Steuer absetzen konnte. Das Prämienvolumen des Gesamtkonzerns kletterte um neun Prozent auf 29,6 Milliarden Euro.

Die teuren Naturkatastrophen rund um den Globus und die Staatschuldenkrise machten 2011 für die Münchener Rück dennoch zu einem rabenschwarzen Jahr. „Ein Jahr wie 2011 haben wir noch nicht erlebt – extreme Belastungen durch Naturkatastrophen und dazu die Finanzkrise, die nach einer leichten Erholung in 2009 und 2010 nun wieder verstärkt aufgeflammt ist“, erklärte Finanzchef Jörg Schneider. Allein die Erdbebenschäden in Japan und Neuseeland kosteten die Münchner 1,5 Milliarden Euro. Dennoch rentierte sich das Geschäft mit der Rückversicherung: Das Segment warf trotz einer miserablen Schaden-Kosten-Quote von 113,6 Prozent immer noch 770 Millionen Euro Gewinn ab.

Der Überschuss aus Kapitalanlagen sackte binnen Jahresfrist um gut ein Fünftel auf 6,8 Milliarden Euro ab. Vor allem Abschreibungen verhagelten dem Konzern die Bilanz. Allein auf griechische Staatsanleihen musste die Münchener Rück 1,2 Milliarden Euro in den Wind schreiben. Für Italien erwartet Schneider keine ähnliche Entwicklung, die Investitionen in Staatspapiere aus Rom wurden jüngst dennoch zurückgefahren.

Die Prämien, die der Finanzriese seinen Kunden für das neue Jahr abzuknöpfen vermochte, bezeichnete Risikovorstand Torsten Jeworrek als zufriedenstellend. Vor allem für finanzielle Absicherungen gegen Naturkatastrophen in Südostasien, den USA und Australien seien höhere Preise aufgerufen worden. In anderen Regionen hätten sich Beitragserhöhungen nicht durchsetzen lassen. „Die Rückversicherungsmärkte bleiben weiterhin sehr wettbewerbsintensiv. In dieser Situation kommt es auf aktives Zyklus- und Portfoliomanagement an. Das wirtschaftliche Umfeld verbietet es, Rückversicherungsschutz zu Preisen zur Verfügung zu stellen, die nicht auskömmlich sind“, erklärte der zuständige Vorstand Torsten Jeworrek. Durch eine gezielte Auswahl von Märkten steige die Profitabilität seines Hauses jedoch. Den noch anstehenden Erneuerungsrunde im Jahresverlauf sehe er positiv entgegen.

Der Ertrag der von einem Sexskandal getroffenen Erstversicherungstochter Ergo stagnierte in etwa bei 350 Millionen Euro. „Angesichts der dramatischen Verwerfungen an den Kapitalmärkten können wir mit dem stabilen Ergebnis durchaus zufrieden sein“, sagte Ergo-Chef Torsten Oletzky.