Die Wachstumszeiten in Osteuropa scheinen vorbei zu sein: Nach einem Jahresverlust von knapp einer halben Milliarde Euro will Raiffeisen Bank International zwei Tochter-Unternehmen sowie die Direktbank Zuno verkaufen.

Die Raiffeisen Bank International (RBI) zieht nach einem Jahresverlust von knapp einer halben Milliarde Euro die Notbremse: Das Institut will nach einem jahrzehntelangen Wachstumskurs in Osteuropa nun seine Töchter in Polen und Slowenien sowie die Direktbank Zuno verkaufen. In der krisengeschüttelten Ukraine und in Russland soll das Geschäft ebenfalls deutlich schrumpfen, teilte das Institut am Montagabend mit

 

Ziel der Maßnahmen ist es, die ausgedünnte Kapitaldecke der Bank zu stärken: Die von den Aufsehern viel beachtete harte Kernkapitalquote soll bis Ende 2017 auf zwölf von zuletzt rund zehn Prozent steigen. Details will der Bankvorstand am Dienstag erläutern.

Die Raiffeisen-Osteuropatochter ist derzeit der zweitgrößte Kreditgeber der Region nach der UniCredit Bank Austria und vor der Erste Group. Mit dem Schrumpfkurs rüstet sich die Bank nun auch gegen die Krise in Russland und der Ukraine.

In beiden Ländern hat Raiffeisen große Töchter – denen neben einer steigenden Zahl an faulen Krediten im vergangenen Jahr vor allem die Abwertung von Rubel und der ukrainischen Währung Hrywnia zu schaffen gemacht hatten. Hinzu kamen Firmenwertabschreibungen in Osteuropa sowie Sonderbelastungen in Ungarn.

Konzernweit verbuchte die RBI daher 2014 einen Nettoverlust von 493 Millionen Euro nach einem Gewinn von 557 Millionen Euro im Jahr davor – etwas mehr als von Analysten erwartet. Die Aktionäre erhalten daher für 2014 keine Dividende, erklärte die Bank.

Neben dem Osteuropageschäft will das Institut auch sein Asien- und USA-Geschäft deutlich zurückfahren oder ganz aufgeben. In Asien macht der Bank ein missglücktes Kreditgeschäft bei einem Kohleminenbetreiber zu schaffen, was im vergangenen Jahr zu hohen Verlusten führte. Konzernweit stieg die Vorsorge für faule Kredite auf 1,7 von 1,1 Milliarden Euro.

Insgesamt sollen die angekündigten Maßnahmen 1,9 Milliarden Euro an Kapital freisetzen, geht aus einer Investorenpräsentation im Internet hervor. Nach Einschätzung von Analysten dürfte vor allem der Verkauf der polnischen Tochter Geld in die Kassen spülen.

Zwar hatte Raiffeisen das Polen-Geschäft vor wenigen Jahren erst durch Zukäufe ausgebaut – dort aber letztlich deutlich weniger Geld verdient als erhofft. Im vergangenen Jahr verbuchte die Tochter einen Gewinn von 84 Millionen Euro. Für sie hatte Raiffeisen einen Börsengang bis Mitte 2016 angekündigt.

In Russland will die Bank ihr Engagement um ein Fünftel zurückfahren und sich künftig vor allem auf das Firmenkundengeschäft konzentrieren. Bis zuletzt hatte Raiffeisen in dem nun von einer Wirtschaftsflaute gezeichneten Land einen großen Teil seiner Gewinne erwirtschaftet. Auch im vergangenen Jahr verdiente das Institut dort 342 Millionen Euro. In der Ukraine, wo ein Verlust von 290 Millionen Euro zu Buche stand, soll das Geschäft um 30 Prozent schrumpfen.

Darüber hinaus will die Bank ihr Geschäftsmodell in Ungarn überprüfen und sich dort mit einem kleineren Filialnetz auf Firmenkunden und vermögende Privatkunden konzentrieren.