Eine Fusion der Provinzial NordWest und Provinzial Rheinland könnte dem westfälischen Sparkassenverband zufolge Startsignal für Zusammenschlüsse weiter öffentlicher Versicherer sein. “Wenn zwei etwas machen, müssen die anderen auch etwas machen”, sagte der Präsident des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe, Rolf Gerlach, am Dienstag in Münster. “Dann wird sich in der Szene etwas tun”, fügte er hinzu.

 Er erwarte, dass die Vorstände beider Versicherer bis Ende März ein “belastbares Konzept” für weitere Beratungen, “eine Blaupause”, vorlegen. Die Provinzial-Eigner müssten dann entscheiden, ob sie in konkrete Verhandlungen über eine Fusion einsteigen wollen. Der Jahresüberschuss der beiden Versicherer von derzeit zusammen etwa 200 Millionen Euro werde sich durch eine Fusion auf rund 300 Millionen Euro steigern lassen, warb Gerlach: “Dies wäre ein spürbarer Beitrag, öffentliche Versicherer zukunftsfest aufzustellen.”

Änderungen seien auch bei den öffentlichen Versicherern insgesamt notwendig, sagte der Sparkassenpräsident. Durch eine verbesserte Zusammenarbeit ließen sich jährlich rund 250 Millionen Euro einsparen, bei einem einheitlichen Versicherer des Sparkassenlagers würde sich die Kostenposition um rund 500 Millionen Euro verbessern, betonte Gerlach.

Diese Einsparpotenziale belegten Studien von Unternehmensberatern. Der Sektor der Landesbanken sei zudem zu groß, fügte Gerlach hinzu. Es gehe nicht an, dass die Bilanzsummen der Landesbanken über denen der Sparkassen lägen.

Spitzenvertreter der Sparkassen beraten seit Jahresanfang unter dem Dach des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) über gemeinsame Projekte ihrer Versicherungen. “Wir arbeiten an Konzepten, im Rahmen der öffentlichen Versicherer den Verbundgedanken stärker auszuprägen”, hatte DSGV-Präsident Georg Fahrenschon zu Reuters gesagt. Dabei würden unterschiedliche Ansätze geprüft.

Gerlach zufolge haben die Sparkassen-Präsidenten im Februar ein Papier zu den Versicherern mit der Überschrift “Ein ‘weiter so’ kann es nicht geben” verabschiedet, das unter anderem Gespräche über Zweier-Fusionen unterstützt.

Der Versicherungskonzern Allianz hatte Ende 2012 seine Fühler nach der Provinzial Nordwest, Deutschlands zweitgrößtem Sparkassen-Versicherer, ausgestreckt und damit Bewegung im öffentlich-rechtlichen Lager ausgelöst. Die meisten Sparkassen wollen mit aller Kraft verhindern, dass ein privates Unternehmen in die Phalanx der Sparkassen-Versicherer einbricht.

Im Sparkassen-Lager waren indes Zweifel laut geworden, ob es am Ende tatsächlich zu einer Fusion von Provinzial NordWest und Provinzial Rheinland kommen wird. Möglicherweise stehe am Ende des Prozesses nun eine Kooperation, hatten Sparkassen-Kenner gesagt. Gerlach sagte dagegen, sein Verband stehe “ohne Abstriche” hinter den Fusionsplänen. Die beiden Versicherer würden sich gemeinsam “signifikant besser” entwickeln, warb er.

Die westfälischen Sparkassen haben bei der Zukunft der Provinzial ein wichtiges Wort mitzureden: Sie halten 40 Prozent an der Provinzial NordWest. Hinter die Fusionsgespräche hatte sich auch die Landesregierung in Düsseldorf gestellt.

Die öffentlich-rechtlichen Versicherungen haben – wie die privaten Anbieter auch – mit der Niedrigzins-Phase zu kämpfen. Da sichere Anlagen wie deutsche oder amerikanische Staatsanleihen kaum noch Rendite abwerfen, tun sich viele Unternehmen schwer, die Garantie-Verzinsung von Lebensversicherungen zu erwirtschaften. Einige Sparkassen-Vertreter fürchten, dass sich die Risiken durch eine Fusion von zwei Lebensversicherungen noch vergrößern könnten.