Die Allianz hat Hurrikan „Sandy“ und die niedrigen Zinsen gut weggesteckt und 2012 das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. Das operative Ergebnis stieg um ein Fünftel auf 9,5 Milliarden Euro, wie Europas größter Versicherer am Donnerstag mitteilte. Mehr verdiente die Allianz nur 2007, kurz vor Ausbruch der Finanzkrise, rechnet man im Rückblick den Ausflug ins Bankgeschäft heraus. Der Nettogewinn verdoppelte sich jetzt sogar auf 5,2 Milliarden Euro. Allerdings hatten im Jahr zuvor auch milliardenschwere Abschreibungen auf griechische Anleihen die Bilanz belastet.
„Trotz der Belastungen durch den Sturm Sandy haben wir unsere Prognose übertroffen“, erklärte Vorstandschef Michael Diekmann. „Dieses Ergebnis zeigt, wie gut unser Geschäftsmodell die vielen Turbulenzen der Finanzkrise ausgleichen kann.“ Die Aktionäre sollen wie im Vorjahr eine Dividende von 4,50 Euro je Aktie bekommen. Damit werden 40 Prozent des Gewinns ausgeschüttet. Das ist in etwa das, was Analysten erwartet hatten.
Die krisenbedingte Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) macht es allerdings immer schwerer, die Versicherungsprämien lukrativ am Kapitalmarkt anzulegen, wie Diekmann einräumte. Er sprach von einer „künstlichen Niedrigzinsphase”, die das “überragende” Thema für die Allianz auch 2013 sein werde. Weil sichere Bundesanleihen quasi nichts mehr abwerfen, geht die Allianz mehr und mehr in renditestärkere Immobilien- und Infrastrukturinvestments, ist damit aber nicht allein auf weiter Flur.
Die Allianz-Aktie verlor in der ersten Handelsstunde in einem deutlich rückläufigen Markt 1,3 Prozent auf 102,90 Euro. Einige Anleger könnten enttäuscht sein, dass der Versicherer die Dividende unverändert ließ, so ein Händler. „Da haben einige auf eine Anhebung gehofft“, hieß es.
„Sandy“ war im Oktober über Nordamerika hinweggefegt und hatte vor allem in der Region New York verheerende Schäden angerichtet. Die Allianz hatte ihre Schadensbilanz bereits Mitte Januar auf 455 Millionen Euro beziffert und erklärt, das passe locker ins Budget. Insgesamt gab es 2012 vergleichsweise wenig Naturkatastrophen. Das operative Ergebnis der Schaden- und Unfallversicherung, dem Kernsegment, stieg daher um 13 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich auf 96,3 (2011: 97,8) Prozent. Bei Werten von unter 100 Prozent sind Zahlungen für Schäden und die Verwaltung noch durch die Prämieneinnahmen gedeckt.
Aber auch die anderen Sparten legten im abgelaufenen Jahr ein zweistelliges Wachstum hin. Die Lebensversicherung profitierte von einem höheren Anlageergebnis. Immer wichtiger wird indes die Vermögensverwaltung, die inzwischen fast ein Drittel zum operativen Konzernergebnis beisteuert. 2012 klettere der operative Gewinn der Sparte um die beiden Säulen Pimco und Allianz Global Investors um ein Drittel auf drei Milliarden Euro. Das verwaltete Vermögen liegt inzwischen bei fast 1,9 Billionen Euro, zum Vorjahr ein Plus von zwölf Prozent.
Für das laufende Jahr geht Diekmann von einer weiteren Entspannung in der Euro-Schuldenkrise aus. „Es scheint erste Zeichen in der Eurozone für eine Stabilisierung zu geben“, erklärte er. Einige Risiken bestünden jedoch weiter. Und das Wirtschaftswachstum in den Industrienationen bleibe „unbefriedigend“. Der Münchener Konzern baute seinen Bestand an spanischen Staatsanleihen im vergangenen Jahr um rund die Hälfte auf 2,6 (Ende 2011: 5,1) Milliarden Euro ab, wie aus einer Präsentation des neuen Investment-Vorstands Maximilian Zimmerer vom Donnerstag hervorgeht.
Nach Diekmanns Einschätzung kann die Allianz 2013 ein operatives Ergebnis von 9,2 Milliarden Euro schaffen – „plus/minus 500 Millionen Euro“.
Der französische Allianz-Rivale Axa hat indes mit seinem Gewinn im vergangenen Jahr die Erwartungen von Analysten verfehlt. Das Unternehmen gab am Donnerstag ein Nettoergebnis von 4,15 Milliarden Euro bekannt. Auf vergleichbarer Basis sei dies ein Rückgang von vier Prozent.
Der Überschuss 2011 war allerdings durch außerordentliche Erträge von 1,4 Milliarden Euro in die Höhe getrieben worden. Branchenexperten hatten für 2012 im Schnitt einen Gewinn von 4,43 Milliarden Euro vorausgesagt. Die Einnahmen stiegen nach Konzernangaben im vergangenen Jahr auf vergleichbarer Basis um zwei Prozent auf 90,1 Milliarden Euro. Die Analystenschätzung hatten bei 94,8 Milliarden Euro gelegen.