Der Versicherungskonzern Allianz rutscht in denSkandal um das Blutkartell in Bayern. Jahrelang soll nach Ermittlungen des Bayerischen Landeskriminalamtes eine Gruppe von 10.000 Ärzten die Versicherungen mit zu hohen Abrechnungen für Laborleistungen betrogen haben. Schon 2009 übermittelte die „Sonderkommission Labor“ des LKA der Allianz 1000 Namen und Adressen von Ärzten, die dem Kartell angehörten und bei der Allianz abrechneten. Doch die Versicherung hat nach Recherchen des Handelsblatts offenbar keinen der Ärzte in Regress genommen.

Die Allianz unternahm nur vorsichtige Versuche, die Ärzte zur Rede zu stellen. Unternehmenssprecher Franz Billinger teilte mit, der Konzern habe „bis an die Grenze des wirtschaftlich Vertretbaren“ agiert und sei auch „juristisch tätig geworden“. Auf die Frage allerdings, ob die Allianz überhaupt einmal gegen einen Verdächtigen vor Gericht gezogen ist, schweigt er. Der Versicherer konnte auch auf Nachfrage nicht angeben, ob Rückforderungen eingetrieben wurden.

Die verantwortlichen Allianz-Manager müssen sich nun fragen lassen, ob sie sich der Untreue schuldig gemacht haben. Jeder Versicherer ist verpflichtet, mit den Versicherungsbeiträgen ordentlich zu haushalten. Warum der Versicherer von Ärzten, die nachweislich überhöhte Forderungen abrechneten, keine Rückforderungen eintrieb, ist noch immer nicht geklärt. „So ein Vorgang wäre sicher ein Thema für die nächste Hauptversammlung“, sagte Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz dem Handelsblatt. Die nächste Hauptversammlung der Allianz findet am 6. Mai statt.