Der Versicherungskonzern Vienna Insurance wagt angesichts der anhaltenden Schuldenkrise in Europa keine konkrete Prognose für das laufende Jahr. „Unser Ziel ist geringe Volatilität“, sagte der scheidende Firmenchef Günter Geyer am Dienstag. Im vergangenen Jahr hatte die Gruppe dank starker Zuwächse in Osteuropa – vor allem in Polen, Tschechien und der Slowakei – ihren Vorsteuergewinn um rund zehn Prozent auf 560 Millionen Euro gesteigert. Die Aktionäre solle daher eine ebenfalls zehn Prozent höhere Dividende von 1,10 Euro je Anteilsschein erhalten.
Die Entwicklung der Schuldenkrise und der Verhandlungen über einen Schuldenschnitt für Griechenland seien jedoch nicht vorhersehbar. „Ich weiß nicht, was sich in den nächsten Wochen im Umfeld tut“, sagte Geyer.
Im vergangenen Jahr hatte der Konzern Wertberichtigungen über 270 Millionen Euro verdaut. Darin enthalten seien Abschreibungen auf Beteiligungen, Aktien und Anleihen. Griechische Staatspapiere habe die Vienna Insurance nunmehr auf 30 Prozent ihres ursprünglichen Werts abgeschrieben. Sie stünden noch mit zehn Millionen Euro in den Büchern. Insgesamt ist die Versicherung noch mit 84 Millionen Euro in den schuldengeplagten Ländern am Rande der Euro-Zone (PIIGS) engagiert.
In Polen, wo die Vienna Insurance im Bieterrennen um die Konkurrentin Warta leer ausgegangen war, wolle sich das Unternehmen nun auf organisches Wachstum konzentrieren. Die polnische Versicherung ging für 770 Millionen Euro an den Konkurrenten Talanx. „Wir hätten Warta gern gekauft, aber zu den Preisvorstellungen, die wir richtig finden. Das ist nicht gekommen. Wir werden sehr dynamisch organisch wachsen. Wir haben das die letzten Jahre geschafft, und das Team wird das so fortsetzen“, sagte Geyer. Im vergangenen Jahr konnte VIG das Prämienvolumen in Polen um knapp 28 Prozent steigern. Sie ist dort die Nummer vier am Markt.
Konzernweit stiegen die Prämien um 3,4 Prozent auf gut neun Milliarden Euro. Das Plus kam dabei ausschließlich aus den Ländern Osteuropas, während der Heimatmarkt Österreich stagnierte.
Die Schaden-Kosten-Quote lag bei rund 97 Prozent. Sie misst die Ertragskraft einer Versicherung: Bei Werten von unter 100 Prozent arbeitet ein Versicherer im Kerngeschäft profitabel.