Der mittelgroße Kölner Versicherer Gothaer verhandelt nach FTD-Informationen aus Branchenkreisen mit den Eignern der kleinen rumänischen Gesellschaft Platinum über einen Kauf. Die Gothaer wollte nicht Stellung nehmen. Platinum wird von Constantin Toma kontrolliert, einem wohlhabenden Geschäftsmann. Toma hatte jahrelang für den österreichischen Versicherer Vienna Insurance Group (VIG) einen Teil des Rumänien-Geschäfts geleitet.
Im Gegensatz zum gesättigten deutschen Markt gilt Osteuropa mittelfristig als Wachstumsregion für die Assekuranz. Hinzu kommt ein Effekt der neuen Eigenkapitalregeln Solvency II: Wenn ein Versicherer in mehreren Ländern der EU aktiv ist, braucht er wegen der eingebauten Belohnung für Diversifizierung weniger Eigenkapital als für dasselbe Geschäftsvolumen in einem Land.
Der Kölner Versicherer war 2010 schon beim polnischen Versicherer Polskie Towarzystwo Ubezpieczen (PTU) eingestiegen, seit Anfang 2011 gehören ihm 100 Prozent. Die Expansion nach Osteuropa folgt auf mehrere vergebliche Versuche der Gothaer, durch Fusionen oder Übernahmen im Heimatmarkt kräftiger zu wachsen. Sie verhandelte unter anderem mit der Bâloise und der Signal Iduna.
Allerdings denken einige westeuropäische Konzerne zurzeit über einen Rückzug nach. Die Schuldenkrise der Euro-Zone wirkt sich auch in Osteuropa aus, und in einigen Ländern sorgt die Aufsichtspraxis für Unmut. Außerdem kommt die Gothaer spät. In Rumänien sind aus dem Ausland bereits Aviva, Generali, Groupama, Uniqa und VIG tätig.
Der heutige Platinum-Eigner Toma war zu Zeiten des Diktators Nicolae Ceausescu Offizier. Im Zuge der Privatisierung der rumänischen Wirtschaft nach 1999 baute er ein erhebliches Privatvermögen auf. 2005 verkaufte er die Mehrheit seiner Versicherungsgruppe Omniasig an die VIG, blieb aber bis 2011 an der Spitze der Gesellschaft. Den kleinen Spezialversicherer Platinum kaufte Toma 2009 privat von zwei israelischen Geschäftsleuten. Zwischendurch gab er 75 Prozent der Platinum an die VIG weiter, mit seinem Ausscheiden aus dem österreichischen Versicherer kaufte Toma diese Anteile aber zurück.
Der Versicherer hat weniger als 10 Mio. Euro Prämieneinnahmen. Interessant an der Bukarester Firma ist neben der Lizenz vor allem die Tatsache, dass sie an dem neu eingerichteten Pool für die verpflichtende Gebäudeversicherung gegen Naturgefahren beteiligt ist.