Beim drittgrößten deutschen Versicherungskonzern liefen die Geschäfte im Sommerquartal besser als erwartet. Für das Gesamtjahr wagen sich die Hannoveraner mit ihrer Gewinnprognose deshalb etwas weiter vor.
Wenn in den letzten sechs Wochen des Jahres keine Großschäden mehr auf Deutschlands drittgrößte Versicherungskonzern Talanx zukommen, könnte der Gewinn in diesem Jahr höher ausfallen als geplant. Vorstandschef Herbert Haas legte sich am Dienstag zwar nur darauf fest, dass Talanx „mindestens“” bei dem Nettogewinn von 750 Millionen Euro landen werde, den das Unternehmen aus Hannover bisher angepeilt hatte.
Im Budget für Naturkatastrophen und andere Großschäden ist aber noch ein Puffer von 590 Millionen Euro, der auch nach dem Hurrikan „Matthew“ im Oktober bei weitem nicht ausgeschöpft ist. „Die Gefahr ist noch nicht gebannt, aber wir sind auf gutem Wege“, sagte Haas. Wenn es dabei bleibe, sei auch eine Erhöhung der Dividende drin. Analysten rechneten zuletzt mit mehr als 800 (Vorjahr: 734) Millionen Euro Gewinn und einer Ausschüttung von 1,35 (1,30) Euro je Aktie.

Nach neun Monaten hat Talanx schon 635 (488) Millionen Euro erwirtschaftet. Das dritte Quartal fiel angesichts ausbleibender Großschäden mit 234 Millionen Euro um fast ein Drittel besser aus als ein Jahr zuvor – das hatten die Analysten dem Unternehmen nicht zugetraut. Und auch die verheerende Explosion im größten BASF-Werk in Ludwigshafen im Oktober reißt beim führenden deutschen Industrieversicherer kein großes Loch: Haas rechnet mit einem niedrigen zweistelligen Millionenschaden.
„Wir haben unerwartet wenig Schäden zu verzeichnen und sind mit der Internationalisierung in der Industrieversicherung gut vorangekommen“, sagte der Vorstandschef. Der Umbau im deutschen Privatkundengeschäft zeige erste Erfolge. Vor einem Jahr hatte Talanx 155 Millionen Euro auf die Lebensversicherung in Deutschland abgeschrieben. Auch um diesen Effekt bereinigt liege man über Vorjahr, obwohl 110 Millionen Euro aus Währungseffekten fehlten, sagte Haas.

Die gebuchten Bruttoprämien gingen um drei Prozent auf 23,7 Milliarden Euro zurück, ohne Wechselkurseffekte wären sie aber stabil geblieben. In der Industrieversicherung versucht Talanx das Inlandsgeschäft zurückzufahren und damit die Rendite zu verbessern.

Auch für das kommende Jahr bleibt Haas vorsichtig. Für 2017 rechnet er zwar damit, dass die zuletzt stagnierenden Beiträge währungsbereinigt um mindestens ein Prozent wachsen. Der Gewinn werde aber wieder nur bei mindestens 750 Millionen Euro liegen. „Das mag auf den ersten Blick nicht besonders ambitioniert klingen“, räumte Haas ein. Doch müsse Talanx im eigentlichen Versicherungsgeschäft 50 Millionen Euro Zinseinbußen wettmachen. Das hätten Analysten wohl nicht bedacht, deren Schätzungen fast 100 Millionen Euro darüber liegen.
In den ersten neun Monaten musste Talanx für Großschäden 533 Millionen Euro ausgeben – fast 200 Millionen weniger als ein Jahr zuvor und mehr als 300 Millionen weniger als geplant. Die gebuchten Bruttoprämien gingen um drei Prozent auf 23,7 Milliarden Euro zurück, ohne Währungseffekte wären sie aber wie geplant stabil geblieben.
Für das kommende Jahr erwartet Talanx ein leichtes Wachstum der Beiträge: Währungsbereinigt wird mit einem Plus von einem Prozent oder mehr kalkuliert. Der Gewinn soll dann erneut bei mindestens 750 Millionen Euro liegen.
Fonte:
Handelsblatt